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„Ganzheitlichkeit bis heute im Blick“

Predigt von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann im Neumünster am Sonntag, 11. Mai, beim Gottesdienst mit der Katholischen Elternschaft Deutschlands (KED)

Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieses Jubiläumskongresses der Katholischen Elternschaft Deutschlands, liebe Schwestern und Brüder,

Jubiläen feiert man gerne, zumal da, wo sie ihren Geburtsort haben. Heute dürfen wir hier in Würzburg die Gründung der KED vor 60 Jahren feiern. Sie alle sind gekommen um an diesem Kongress „Ohne Eltern geht die Schule nicht“ teilzunehmen. Sie belegen durch Ihre Teilnahme, wie wichtig Ihnen dieses Thema ist und schlagen mit Ihrem Tagungsthema einen wichtigen Pflock in die deutsche Schullandschaft.

Schon vor 60 Jahren haben weitsichtige Eltern vorausschauend daran mitgearbeitet, dass die Schule nicht als „Objekt“ für ihre Kinder angesehen werden darf, sondern dass die Eltern selbst als Subjekte erzieherische Aufgaben zum Wohlergehen ihrer Kinder zusammen mit der Schule wahrnehmen müssen. Je mehr sich unsere Schulen vom Lernort zum Lebensort entwickeln, desto mehr gilt es, die Elternrechte für die Verantwortung im Schulbereich zu stärken. Was in den 1960er Jahren die KED an Innovation und Korrektur in den Schulsystemen eingebracht hat, gilt es heute verstärkt umzusetzen.

Schon frühzeitig – und auch rechtzeitig – haben die Frauen und Männer im Verband frühkindliche Bildung als Voraussetzung einer gelingenden Schulentwicklung wahrgenommen und eingefordert. Die Anpassung des Lehrerprofils an ein Konzept der Ganzheitlichkeit ist bis heute im Blick geblieben. Das christliche Menschenbild mit dem darin eingebetteten Wertehorizont ist Grundlage und Ausgangspunkt Ihres Bemühens. Und das wird umso wichtiger, als eine deutlich feststellbare Säkularisierung unserer Gesellschaft die christlichen Wurzeln zu vergessen scheint, aus denen eine ganzheitliche Entwicklung der Kinder und Jugendlichen erwächst.

Gerade heute erheben Menschen den Anspruch auf Führung. Sie wecken oft große Erwartungen und versprechen Freiheit und Glück – aus welcher Kompetenz heraus? Viele Konzepte entpuppen sich als Seifenblasen, die schnell zerplatzen. Die Folgen einer verfehlten Pädagogik sind nicht nur für den Einzelnen katastrophal, sondern auch für die gesamte Gesellschaft von einer großen Tragik.

Unser christliches Menschenbild basiert auf der Person Jesu, von dem wir heute wieder in den Lesungstexten hören. Es geht dabei weniger um Konzepte, menschliche Erkenntnisse und daraus abgeleitete Richtlinien, als vielmehr um eine Person, von der wir sagen können, dass ihre Stimme aus dem umfassenden Durchblick erwächst.

Sowohl am Pfingsttag (von dem wir in der ersten Lesung hörten) als auch in seinem ersten Brief spricht Petrus glühend von der Person Jesu Christi. Während er die brenzlige Situation anspricht, dass seine Zuhörer ja die öffentliche Hinrichtung Jesu miterlebt oder gar mitverschuldet hatten, ruft er sie auf, an Jesus Maß zu nehmen und zu ihm – wörtlich – „zum Hirten und Bischof eurer Seelen“ (1 Petr 2,25) heimzukehren.

Papst Franziskus hat davon gesprochen, dass auch die heutigen Hirten den Stallgeruch der Schafehaben müssten, den Jesus gehabt habe. Er, der uns den ganzheitlichen Weg zur vollen Menschwerdung eröffnet hat, ist auch heute derjenige, der die richtigen Maßstäbe für unser Denken und Handeln bereithält.

Er vergleicht sich im Evangelium mit der Tür zu den Schafenund urteilt scharf: „Wer in den Schafstall nicht durch die Tür hineingeht, sondern anderswo einsteigt, der ist ein Dieb und ein Räuber. Wer aber durch die Tür hineingeht, ist der Hirt der Schafe.“ (Joh 10,1,2). Insofern ist Ihre Arbeit  in der KED mit allen deutlich formulierten Zielen – wie: Bildung für alle von Anfang an,  wertorientierte, ganzheitliche Bildung, die im Gegensatz zu einer rein ökonomisch ausgerichteten Bildungsbegriff steht, individuelle Förderung des Kindes und Stärkung der Erziehungskompetenz der Eltern, aber auch Erzieher und Lehrer – hochaktuell.

Es ist wichtig, einander Mut zu machen, dass man in den oft anstrengenden Auseinandersetzungen nicht müde wird und resigniert, sondern sich traut, christliche Positionen zu vertreten, die sich ja längst als richtig erwiesen haben. Beides nehmen Sie zu Recht in den Blick: Die Kindergärten mit ihren Erzieherinnen, die Schulen mit ihren Lehrern und die Eltern, die ihre Kompetenzen wahrnehmen und einbringen müssen.

Möge Gottes Geist, den wir in diesen österlichen und vorpfingstlichen Tagen vehement herbeiflehen, Sie beseelen und Ihre wertvolle Arbeit fruchtbar werden lassen. Amen.