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„Gott hat ewig Bestand“

Predigt von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann an Silvester, 31. Dezember 2013, bei der Jahresabschlussmesse im Würzburger Kiliansdom

Liebe Schwestern und Brüder,

heute vor einer Woche haben wir am Heiligen Abend das Kommen Gottes in unsere Welt gefeiert. Heute vor einer Woche haben wir die revolutionärste Nachricht von der Geburt des Gottessohnes gehört: „Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt. Auf seinen Schultern ruht die Herrschaft.“ In den vergangenen Tagen durften wir uns wieder tiefer bewusst werden, dass Gott uns nicht verlassen hat. Er hat den ersten Schritt auf uns zu getan. Er ist Mensch geworden und damit auch unser Bruder. Auch wenn wir ernüchtert feststellen müssen, dass die Friedenbotschaft Christi besonders da nicht greift, wo Bürgerkriege toben – in Syrien und im Süd-Sudan, in Krisengebieten wie Afghanistan, Irak und Iran – so kann dies uns nur umso mehr Ansporn sein, seine Friedensbotschaft zu leben. Das heißt, wir sollen überall da wo Menschen in Not sind ihnen gegenüber offen und hilfsbereit sein und für Frieden untereinander eintreten.

Das vergangene Jahr war das Jahr des Glaubens wie Papst Benedikt XVI. es genannt und ausgerufen hatte. Es nützt wenig, wenn wir Christen zurzeit etwa zwei Milliarden Menschen von einer Gesamtzahl von 7,2 Milliarden ausmachen. Unser Glaube muss in uns verwurzelt sein, um Früchte zu bringen. Das heißt: Wir müssen unseren Glauben auch kennen, um ihn bezeugen zu können. Dies hat Papst Benedikt XVI. unermüdlich verkündet. Kirche ist vom innersten Wesen her missionarisch, weil das Heil allen Menschen zuteil werden soll.

Wenn – wie eine Zeitung es in diesen Tagen zusammengestellt hat – die Welt als Dorf mit 100 Einwohnern charakterisiert wird, dann sind 60 davon Asiaten, 15 Afrikaner, zehn Europäer, neun Lateinamerikaner, fünf Nordamerikaner und einer Ozeanier. Im vergangenen Jahr hat die Weltbevölkerung um 80 Millionen – das ist etwa die Zahl der heutigen deutschen Bundesbürger – zugenommen.

Nach jetzigen Prognosen wird das Weltdorf 2050, statt der anschaulich gemachten 100 Personen, 136 Einwohner haben – und dann werden auch nur zehn davon Europäer sein. Die Asiaten werden weiterhin die größte Mehrheit stellen, gefolgt von den Afrikanern und Lateinamerikanern. Dies müssen wir im Blick haben, wenn wir die Zukunft der Kirche in ihrer globalen Bedeutung wahrnehmen wollen.

Zurzeit sind in unserem Würzburger Bistum von den 614 Priestern 380 im aktiven Dienst. 102 Priester kommen aus 15 verschiedenen Ländern, besonders neben Europa aus Asien und Afrika. Voll Dankbarkeit darf ich sagen, dass im vergangenen Jahr fünf Priesteramtskandidaten zu Diakonen und drei zu Priestern geweiht wurden. Hinzu kommt die Weihe von vier Ständigen Diakonen. 204 Ständige Diakone sind heuer bei uns im Einsatz. Die Anzahl der pastoralen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen hat sich leicht auf 313 erhöht. Die Zahl der Gläubigen schrumpft – allein schon aus demografischen Gründen – auch weiterhin jährlich um 10.000 und liegt jetzt knapp unter 800.000 Katholiken.  

Schauen wir auf das vergangene Jahr zurück, so war der plötzliche Rücktritt von Papst Benedikt XVI. am 11. Februar angekündigt, das einschneidende Ereignis. Die Welt horchte auf. Seit Coelestin  V. (1294) war dies nicht mehr vorgekommen. Der Papst begründete seine Absicht damit, dass seine geistigen und körperlichen Kräfte so nachlassen, dass er die Bürde dieses Dienstamtes nicht mehr werde tragen können. Großes Verständnis und tiefe Dankbarkeit brandete ihm weltweit entgegen.

Genau so überrascht wurde die Weltöffentlichkeit über die wohl kaum erwartete schnelle Wahl seines Nachfolgers. Als am 13. März, um 19.06 Uhr weißer Rauch aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle quoll, unterbrachen die Fernseh- und Rundfunkstationen ihre Sendungen, um die Neuigkeit „Habemus papam“ zu melden. Nach gut einer Stunde trat der im 5. Wahlgang zum Bischof von Rom gewählte Papst auf die Loggia des Petersdomes. Begeisternde Viva-Rufe wichen einer kurzen Stille, als der Name des gewählten Kardinals verkündet wurde: Jorge Mario Kardinal Bergolio.

Demütig, schlicht stand dann der soeben gewählte (266.) Papst wie angewurzelt vor der erwartungsvollen Menge und verharrte Sekunden in Stille. Nach dem aufbrausenden Jubel grüßte er alle bescheiden, dankte seinem Vorgänger, Papst Benedikt XVI. und bat die Gläubigen ihn zuerst zu segnen. Dann spendete er zum ersten Male als Papst Franziskus den Segen.

Die erste Überraschung bestand darin, dass der neue Papst aus Lateinamerika kommt. Im Vorfeld war ja viel darüber spekuliert worden, dass die Zeit für einen Nicht-Europäer gekommen sei. Nun kam der Erwählte aus dem südamerikanischen Kontinent, in dem ein Großteil der 1,2 Milliarden Katholiken wohnt. Als Bischof von Buenos Aires in Argentinien hatte er die Nöte seiner Mitchristen hautnah erlebt und – wie berichtet wird – einen ganz einfachen Lebensstil gepflegt.

Zum ersten Male übernimmt mit ihm auch ein Jesuit den Stuhl des heiligen Petrus. Mehr aber noch lässt seine Namensgebung aufhorchen: Franziskus. Ein Jesuit, der den Namen des Gründers des Franziskanerordens wählt, verbindet damit eine programmatische Aussage:

Der heilige Franziskus von Assisi, der von Hause aus alle Voraussetzungen für ein genussvolles Leben hatte, krempelte die Kirche um, weil er sich selbst von Grund auf veränderte. Die Legende berichtet, dass Franziskus im Jahre 1205 von Christus den Auftrag erhalten habe: „Franziskus, geh und baue mein Haus wieder auf, das, wie du siehst, ganz und gar in Verfall gerät.“ – Gilt diese Weisung nicht auch für den jetzigen Heiligen Vater?

Vor zehn Jahren, am 11. Februar 2003, hatte Papst Johannes Paul II. – gleichsam prophetisch –  gesagt: „Die Welt braucht einen neuen heiligen Franziskus von Assisi! Am Beginn des dritten Jahrtausends wartet die Menschheit und die Welt vielleicht mehr denn je darauf, vom Geist des heiligen Franziskus durchdrungen zu werden.“

Wie ist die Kirche in den vergangenen Jahren durch viele bittere Vorkommnisse erschüttert worden. Wie leiden wir alle unter vielfältigen Angriffen – verbal oder weltweit auch handfest. Mit Papst Franziskus, der zweifellos die ganze großartige Theologie seines Vorgängers teilt, steht ein Mann der Kirche vor, der offensichtlich einen neuen Zugang zu den Herzen der Menschen findet.

Viele weitere Ereignisse prägten das Jahr 2013: Die Kilianifestwoche Anfang Juli mit rund 17.000 aktiven Teilnehmern aus unserem Bistum, der Weltjugendtag in Rio de Janeiro mit über drei Millionen junger Katholiken aus aller Welt, der 100. Geburtstag von Julius Kardinal Döpfner, der am 26. August 1913 in Hausen geboren wurde und von 1948 bis 1957 Bischof von Würzburg war, die 72-Stunden-Aktion des BDKJ und vieles mehr.

Als ein besonderes Geschenk darf ich rückblickend auf die Einführung des neuen Gotteslobes für 38 deutschsprachige Bistümer am 1. Adventssonntag hinweisen. Über mehr als zehn Jahre habe ich dieses Gebet- und Gesangbuch zusammen mit rund 100 Frauen und Männern erarbeiten dürfen. Jetzt kann es uns nicht nur bei den unterschiedlichen Gottesdiensten zusammenführen, sondern auch als Hausbuch begleiten. Neben reichlich altbekanntem Bewährten sind viele Neuerungen zumal im Gebet- und Liedgut hinzugekommen.

Noch vieles wäre zu erwähnen, würde aber den heutigen Rahmen sprengen. So möchte ich nur noch kurz auf das kommende Jahr 2014 hinweisen: Am kommenden Freitag werden wieder die Sternsinger in unserem Dom ausgesandt. Sie ziehen als „Lichtbringer und Fährleute Gottes durch unsere Straßen und bringen den Segensgruß des Gottessohnes in die Familien. Der Erlös ist u.a. für die Flüchtlingskinder in Malawi bestimmt.

Am 16. Februar werden die Pfarrgemeinderäte neu gewählt. Die Mitverantwortung aller Gläubigen zeigt sich besonders auch in dieser wichtigen Aufgabe. Mögen sich genügend freiwillige Frauen und Männer finden, die sich ehrenamtlich auch weiterhin für ihre Pfarrgemeinden einsetzen.

Am Samstag, 17. Mai, wird die Wallfahrt der bayerischen Bistümer zu Maria im Grünen Tal, nach Retzbach am Main, stattfinden. Unter dem Motto „Mit Maria auf dem Weg“ haben die bayerischen Bischöfe vor drei Jahren eine Gebetsinitiative gestartet, die im Jahre 2017, in dem wir das 100. Jubiläum der Erwählung der Gottesmutter zur Schutzfrau Bayerns feiern, ihr Ziel findet. Nach Altötting (Passau) und Vierzehnheiligen (Bamberg) ist heuer Würzburg an der Reihe. Wir wollen an diesem besonderen Wallfahrtsort besonders für die Einheit der Christen beten. 

Liebe Schwestern und Brüder,

der heutige letzte Abend im Jahr 2013 hat uns hier im Dom zusammengeführt. Wir dürfen alles Geschehene des vergangenen Jahres vor Gott hintragen. So wie das Jahr einen Anfang und ein Ende hat, so ist es auch mit unserer Welt. Die Geschichte verläuft nicht in ewigen Kreisen, sondern sie hat ein Ziel: die Wiederkunft Christi und die Vollendung im ewigen Leben. Wir begreifen unsere Zeit als etwas Vorübergehendes und oft auch Flüchtiges. Gott hat ewig Bestand. Er ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit. So dürfen wir uns ihm mit all’ unseren Unvollkommenheiten, Bitten und Nöten anvertrauen. Er ist getreu. Er wird das Gute, das er begonnen hat, auch vollenden. Amen.