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„Christus kommt als das Licht der Welt“

Liebe Schwestern und Brüder,

Liebe Mädchen und Buben,

liebe Mitbrüder,

mit dem heutigen 40. Tag nach dem Fest der Geburt unseres Herrn wurde nach alter Tradition offiziell der Weihnachtskreis beschlossen. Der Grund liegt darin, dass am 40. Tag nach der Geburt Jesu Maria und Josef das Jesuskind gemäß jüdischem Brauch und Gesetz in den Tempel getragen und gleichsam Gott zurück geschenkt haben.

Für manchen Gläubigen entstand durch die unterschiedlichen Bezeichnungen dieses Festtages wie „Darstellung des Herrn“ und „Mariä Lichtmess“ eine gewisse Verwirrung.

Im Grunde ist dieser Festtag in zwei unterschiedliche Sinnspitzen entfaltet worden. In der Ostkirche verstand man den Festinhalt mehr als Einzug des Messias in seinen Tempel und feierte damit die Begegnung mit unserem Herrn, der sich dem Gottesvolk des Alten Bundes – vertreten durch Simeon und Hanna – offenbarte.

Im Westen stellte man zunächst mehr die Reinigung Mariens nach jüdischem Gesetz (vgl. Lev 12) in den Mittelpunkt und beging diesen Tag als Marienfest, „Mariä Lichtmess“ eben. Aber heute feiern auch wir diesen Tag als Herrenfest, als Fest der „Darstellung des Herrn“. Kerzenweihe und Lichterprozession kamen erst später hinzu.

Liebe Schwestern und Brüder,

der Sinn dieses Festtages, an dem wir in aller Freude das nicht auszulotende Geheimnis der Menschwerdung Gottes bedenken, will uns nach dem erprobten Maß der vergangenen 40 Tage einen inneren Raum des freudigen Bedenkens schenken, denn ganz allgemein gilt die Zahl Vierzig als Zeit des Wartens und der Vorbereitung. 

Der Zeitraum von 40 Tagen ist uns in der Heiligen Schrift wohl vertraut: Wir sprechen von der 40-jährigen Wüstenwanderung des Volkes Israel, von 40 Tagen der Sintflut; von 40 Tagen, die Moses auf dem Berg Sinai weilte, von den 40 Tagen, die Jesus in der Wüste verbrachte. Die Grabesruhe Christi dauerte 40 Stunden. Daraus entwickelte sich das vierzigstündige Gebet.

40 Tage währt die österliche Bußzeit, die Fastenzeit. 40 Tage liegen zwischen Auferstehung und Himmelfahrt Jesu. In dieser 40tägigen Zeit wird der Akzent auf das irdische Leben gesetzt, während  in den 50 Tagen zwischen Ostern und Pfingsten der Blick auf die Ewigkeit gelenkt wird.

Das Faktum der Menschwerdung Gottes bleibt geheimnisvoll und unauslotbar. Viele unserer Mitmenschen können nicht glauben, dass der ewige unsichtbare Gott in diesem kleinen wehrlosen Kind von Bethlehem in unsere irdische Geschichte eingetreten ist. Wir hatten nun  40 Tage Zeit, uns dieser Frohbotschaft zu öffnen und darüber nachzudenken.

In unseren wunderschönen Weihnachtsliedern nimmt der Jubel über dieses Ereignis kein Ende. Dort heißt es unter anderem: „Dich wahren Gott ich finde in meinem Fleisch und Blut, darum ich fest mich binde an dich, mein höchstes Gut“ (239,5)  und: „Denn er ist zur Welt gekommen für die Sünder und die Frommen, hat uns alle angenommen, uns zum Heil und Gott zur Ehr.“ (240,4)

Fragend, staunend und zur Anbetung aufrufend heißt es: „Gott ist im Fleische: Wer kann dies Geheimnis verstehen? Hier ist die Pforte des Lebens nun offen zu sehen. Gehet hinein, eins mit dem Kinde zu sein, die ihr zum Vater wollt gehen.“ (251,4)

Die vergangenen 40 Tage wollten uns ausgiebig Raum geben, in Offenheit und Demut vor diesem Geheimnis zu stehen, es zu bedenken und zu verinnerlichen. So endet das Lied „Ich steh vor deiner Krippe hier, o Jesu, du mein Leben“ mit „Ich sehe dich mit Freuden an und kann mich nicht satt sehen, und weil ich nun nichts weiter kann, bleib ich anbetend stehen. O dass mein Sinn ein Abgrund wär und meine Seel ein weites Meer, dass ich dich möchte fassen.“ (256,4)

Der greise Simeon erkennt in diesem Kind den Messias, den Erlöser aller Menschen. Er nimmt in ihm den Weltenkönig wahr, der schon jetzt in der erst von uns erwarteten Parusie mit Macht und Herrlichkeit kommt. Aber er verschweigt nicht, dass sich an diesem Kind die Geister scheiden werden. An ihm entscheidet sich das Schicksal Israels und auch der Heidenvölker. Seine Weissagung umfasst – wie bei den alttestamentlichen Äußerungen zum Gottesknecht – Leiden und Verherrlichung. Und auch die Muttergottes wird hier prophetisch als die Schmerzensreiche bezeichnet. Maria brauchte sicherlich Zeit, um diese Worte zu verkraften und anzunehmen.

Von der Prophetin Hanna sind uns leider die Worte, die sie sprach nicht überliefert. Aber der Evangelist Lukas deutet an, dass sie das Erlösungsgeschehen durch Christus zum Inhalt hatten.

Beide, die 84-jährige Witwe Hanna als auch der greise Simeon, sind Vertreter des gottesfürchtigen Israels und zugleich Wegbegleiter des Neuen Bundes. Sie haben den Messias in ihrem langen Leben erwartet und erbetet. Nun erkennen sie ihn in diesem kleinen Kind von Bethlehem.

Wie ist es mit uns? Ist uns die Symbolik der geweihten Kerzen nicht nur äußerlich vertraut sondern auch innerlich verständlich? Christus kommt als das Licht der Welt und vertreibt die Finsternis von Sünde und Tod. Sein Kommen in unseren Raum und unsere Zeit ist von grundsätzlicher Bedeutung, da er uns eine wirklich neue, ewige Zukunft eröffnet. Seine Lebenshingabe bis zum Äußersten in seinem Sterben am Kreuz offenbart uns die Liebe Gottes, wie sie nicht eindringlicher und greifbarer hätte sein können. Sind wir bereit, ihm den Weg zu den Herzen der Menschen zu bereiten?

Der heilige Augustinus sagte: „Die Vollendung all unserer Werke ist die Liebe. Das ist das Ziel, um dessentwillen wir laufen, dem wir zueilen und in dem wir, wenn wir es erreicht haben, ruhen werden.“ (GL S. 353) Amen.