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Das Fest der erneuerten Schöpfung

Bischof Jung in der Osternacht: Gott rollt die Steine weg, die unser Herz beschweren – Sonnengesang des heiligen Franziskus: ein österliches Lied – Erwachsenentaufe in der Osternacht

Würzburg (POW) Ostern ist nach den Worten von Bischof Dr. Franz Jung das Fest der erneuerten Schöpfung. „Am Ostermorgen erstrahlt in dem auferstandenen Herrn der Mensch in neuer Herrlichkeit. Das Hässliche, die Wundmale, sie bleiben. Aber sie erstrahlen in einem neuen Licht und haben ihre todbringende Kraft verloren. Durch Gott gewinnen alle Dinge in Christus ihre ursprüngliche Schönheit und ihren früheren Glanz wieder zurück“, sagte er am Ostersonntag, 4. April, im Kiliansdom. In der Osternacht am Samstag, 3. April, betonte der Bischof, Gott gebe wie bei Ezechiel verheißen den Menschen ein neues Herz. „Wie den Grabstein Jesu rollt der Herr an Ostern die Steine weg, die unser Herz beschweren, damit wir wieder aufatmen können. Auf diese Weise spürt der Mensch wieder plötzlich sich selbst. Tritt in Kontakt zum eigenen Herzen. Merkt, dass er noch lebt und zu echter Regung und wirklichem Gefühl fähig ist.“ Wo dieses Wunder geschehe, könne ein Mensch auch wieder zu anderen in Beziehung treten. Beide Gottesdienste fanden unter den aktuellen Coronaschutzvorgaben statt. Sie wurden zudem live auf TV Mainfranken und im Internet übertragen.

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In der Osternacht deutete Bischof Jung in der Predigt einen Vers aus dem alttestamentlichen Buch Ezechiel. Darin ist davon die Rede, dass Gott den Menschen das Herz aus Stein durch eines aus Fleisch ersetze. „Mitten im Exil in Babylon darf der Prophet Ezechiel seinem Volk dieses wunderbare Wort des Heils zusagen.“ Statt Gefühllosigkeit und Herzenskälte schenke er seinem Volk ein einfühlsames und mitfühlendes Herz. Statt mit Bitterkeit und Gleichgültigkeit erfülle er die Herzen mit neuer Lebensfreude und neuem Willen, die gemeinsame Zukunft zu gestalten. Dem Propheten ist nach den Worten des Bischofs klargeworden, dass das Exil und die Verbannung nach Babylon nicht allein die Folge einer militärischen Niederlage oder einer verfehlten Politik gewesen sind. „Das Exil hatte schon lange vorher begonnen.“ Seinen Anfang habe es genommen, als sich das Volk im Herzen von Gott abgewandt habe. „Mit dem Verlust der inneren Stabilität war der äußere Zusammenbruch nur noch eine Frage der Zeit“, betonte Bischof Jung.

Auch heute gebe es viele Arten von Exil. Zum Beispiel äußere Vertreibung oder Verschleppung, wie sie viele Flüchtlinge in der Gegenwart erfahren. Aber auch inneres Exil, wo Menschen sich zurückziehen, innerlich kündigen und ihr Engagement einstellen. Manches Herz werde hart, weil es Verletzungen erfahren habe oder ihm Liebe fehle, erklärte der Bischof. Mitunter sei Enttäuschung der Auslöser. „Sei es, weil man Hoffnungen hegte auf Veränderung und Verbesserung, die man einfach nicht kommen sieht – privat, beruflich oder auch in der Kirche – und die dann zu Resignation und Verbitterung führen.“ Ähnliche Auswirkungen könne es haben, wenn man den Eindruck habe, immer um das zustehende Recht kämpfen zu müssen. „Weil man selbst hart im Nehmen geworden ist, legt man auch anderen gegenüber Härte an den Tag und wird hart im Austeilen“, sagte Bischof Jung. Auch Überforderung oder Trauer könnten ein inneres Exil auslösen. Oft dauere es Jahre, ehe ein Mensch wahrnehme, dass nicht nur die anderen ihn bedrängten, sondern dass er sich mit der inneren Verhärtung das Leben selbst schwermache.

Als eine „wunderbare Herzgeschichte“ bezeichnete der Bischof den Weg von Michael Wegel (32) aus Kothen (Landkreis Bad Kissingen), dem er in der Osternacht die Sakramente von Taufe, Erstkommunion und Firmung spenden durfte. Gott habe sein Herz bekehrt, und zugleich sei es ein großes Gemeinschaftswerk vieler – „der geliebten Ehefrau, einer Gemeinde, die andere offenherzig aufnimmt und mitträgt, eines guten Begleiters wie unseres Diakons Sell, der ‚dranbleibt‘, aber auch der Sehnsucht im eigenen Herzen.“

Die Feier der Osternacht begann am Feuer im Domkreuzgang. Nach der Segnung des Osterfeuers entzündete Bischof Jung die große Osterkerze an den Flammen mit den Worten: „Christus ist glorreich auferstanden vom Tod. Sein Licht vertreibe das Dunkel der Herzen.“ Danach wurde das Osterlicht in Begleitung von Mitgliedern des Domkapitels in den dunklen Kiliansdom getragen und an die Gläubigen weitergereicht. Während der Lichtfeier sang Diakon Dr. Martin Faatz das österliche Exsultet, den Lobgesang auf die Osterkerze. Lektoren trugen Lesungen aus dem Alten Testament vor. Beim Gloria läuteten die Glocken des Domes nach den stillen Tagen seit Gründonnerstag wieder. Lesung und Evangelium des Neuen Testaments berichteten von der Auferstehung Jesu. Der Lichtfeier schlossen sich die Taufe Wegels, die allgemeine Tauferneuerung und die Eucharistiefeier an. Den musikalischen Rahmen gestaltete neben Domorganist Professor Stefan Schmidt ein Ensemble der Mädchenkantorei unter der Leitung von Domkantor Alexander Rüth mit „Antwortgesängen zur Osternacht“ von Otmar Faulstich und Alexander Rüth, „Surrexit pastor bonus“ von Felix Mendelssohn Bartholdy und „O filii et filiae“ aus dem Oratorium Christus von Franz Liszt.

Am Ostersonntag deutete Bischof Jung die Osterbotschaft anhand des Sonnengesangs des heiligen Franziskus. Weil das Würzburger Franziskanerkloster in diesem Jahr sein 800. Jubiläum feiert, nahm der Bischof Leben und Wirken des Ordensgründers aus Assisi als Grundlage, auf der er die Bedeutung der Kar- und Ostertage interpretierte. Den bekannten Sonnengesang des Franziskus bezeichnete Bischof Jung als ein Osterlied. Der Text thematisiere das Geheimnis der Auferstehung. Franziskus zeige darin einen ausgeprägten Sinn für das Schöne. Diese Fähigkeit sei ein Kennzeichen eines österlichen Menschen. „Unsere Aufmerksamkeit richtet sich leider häufig nur auf das, was unschön ist und nicht funktioniert.“ Durch die Wahrnehmung des Schönen werde dieses für Franziskus zur Leiter, die seinen Blick weiterführe zu dem Schönsten – Jesus Christus. „Am Ostermorgen erstrahlt in dem auferstandenen Herrn der Mensch in neuer Herrlichkeit.“

Weil an Ostern die ursprüngliche Harmonie wiederhergestellt werde, erlebe Franziskus die Elemente als Geschwister: Bruder Sonne, Schwester Mond, Bruder Wind, Schwester Wasser, Bruder Feuer und Schwester Erde. „Wenn alles ein Gesicht hat, hat man mit allem auch ehrfürchtig umzugehen und kann es nicht einfach gebrauchen. Geschwisterlichkeit heißt aber auch, selbstlos das Gute miteinander zu teilen aus dem Wissen, dass es immer für alle reicht.“ Aus der Geschwisterlichkeit erwachsen nach den Worten von Bischof Jung auch drei weitere Grundhaltungen, die der Heilige besinge: Es gelte, einander zu verzeihen, weil der Herr an Ostern die Schuld der Welt getragen hat; Krankheit und Not zu ertragen, ohne sie auszublenden und zu verdrängen, weil Christus die Leiden der Menschen selbst durchlitten hat und ihnen gerade im Leid näher ist als sonst im Leben; den Frieden zu bewahren, weil er die erste Gabe des Auferstandenen ist.

Sogar den Tod bezeichne Franziskus als Bruder. „Seit der Auferstehung Jesu Christi wird er in der neuen Welt Gottes Tor zum Leben. Deshalb muss man keine Angst haben, sein Leben in der Nachfolge Christi einzusetzen“, erklärte der Bischof. Der Sonnengesang sei „ein notwendiges Lied gegen alle, die sich abgefunden haben mit dem Elend der Welt“. Wer mit dem heiligen Franziskus an den neuen Himmel und die neue Erde glaube, singe mit ihm und packe mit an, um das „gemeinsame Haus“, von dem Papst Franziskus spricht, nicht einfach seinem anscheinend unabwendbaren Schicksal des Untergangs zu überlassen. Vielmehr helfe er jetzt schon mit, „das Angesicht der Erde aus der österlichen Hoffnung heraus zu erneuern“, betonte Bischof Jung.

Für die musikalische Begleitung des Pontifikalgottesdiensts am Ostersonntag sorgten Professor Stefan Schmidt an der Orgel sowie ein Vokalensemble des Kammerchors am Würzburger Dom und die Domkapelle „Ensemble ecco la musica“ auf historischen Instrumenten unter der Leitung von Domkapellmeister Professor Christian Schmid mit der „Missa Iste Sanctus“ von Francisco Guerreo, „Victimae paschali laudes“ von Lorenzo Calvi und „Maria Magdalena et altera Maria“ von Andrea Gabrieli.

mh (POW)

(1421/0343; E-Mail voraus)

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