Würzburg/Aschaffenburg/Schweinfurt (POW) Bei strahlendem Sonnenschein haben viele Tausend Katholiken in den Pfarreiengemeinschaften des Bistums Würzburg an Fronleichnam, 15. Juni, das eucharistische Brot durch die Straßen der Städte und Dörfer Unterfrankens begleitet. In den Städten Aschaffenburg, Schweinfurt und Würzburg fanden zentrale Feiern statt. Weihbischof Ulrich Boom rief in Würzburg die Katholiken dazu auf, sich auf das Geheimnis der Eucharistie zu besinnen. „Trauen wir Christus, dem lebendigen Gott, der uns in der heiligen Kommunion so nahe kommt, wie es kein Mensch vermag“, sagte der Weihbischof. Dieser feierte für den kurzfristig erkrankten Bischof Dr. Friedhelm Hofmann den Pontifikalgottesdienst im Kiliansdom. Die Prozession durch die Würzburger Innenstadt stand unter dem Leitwort „Nahe ist der Herr allen, die ihn rufen“.
Durch alle Jahrhunderte hindurch hätten gelehrte und fromme Menschen sich den Kopf über das Geheimnis der Eucharistie zerbrochen. „Im Grunde kam alles Ringen letztlich zur Erkenntnis, dass man nur staunend und anbetend vor diesem Geheimnis verbleiben könne“, sagte Weihbischof Boom in seiner Predigt. Als Verstehenshilfe trug er eine Erzählung vor.
Darin erläutert der Bischof von Gaza einem Zweifler das Geheimnis der Wesensverwandlung von Brot und Wein in Fleisch und Blut Jesu. „Wenn nun schon der Körper des Menschen Brot und Wein und jegliche Nahrung in Fleisch und Blut zu wandeln vermag, so wird das wohl auch der allmächtige Gott vermögen“, zitierte Weihbischof Boom den Bischof aus der Erzählung. Als der Zweifler in Abrede stellt, dass in einer kleinen Brotscheibe Christus ganz gegenwärtig sein kann, entgegnet der Bischof, dass auch das kleine menschliche Auge Platz für die ganze Welt habe. Schließlich kommt die Frage auf, wie derselbe Christus gleichzeitig in so vielen Hostien weltweit gegenwärtig sein kann. Da antwortet der Bischof von Gaza: „Hier liegen Scherben eines Spiegels. Dein Bild findest du in jedem Splitter wieder, und meine Worte hören alle, die uns umstehen. Wie sollte es Gott, dem Allherrscher nicht möglich sein, dass Christi Leib an vielen Orten gleichzeitig zugegen ist?“ Das Bild von den vielen Spiegeln bezeichnete Weihbischof Boom als ein schönes Symbol für die Ökumene. „Wir sind in den vielen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften ein Bild Christi – auch in unserer Zerbrochenheit.“
Der Weihbischof betonte, es sei wichtig, auf die Heilsgeschichte zu blicken, um sich dem Geheimnis der Gegenwart Christi unter den Gestalten von Brot und Wein wirklich nähern zu können. Die Juden feierten das Paschafest, das an den Auszug aus Ägypten erinnert, immer im Bewusstsein, dass Gott auch in der Stunde der Feier gegenwärtig ist. „Es ist also nicht nur ein Zurückerinnern an vergangene Großtaten Gottes, sondern ein in die Gegenwart aufrufendes Heilshandeln Gottes.“ Jesus habe am Gründonnerstagabend die Einsetzung der Eucharistie, die Wandlung von Brot und Wein in sein Fleisch und Blut, bewusst in diesem Verstehenshorizont gesetzt, damit die Menschen sein Gedächtnis nicht nur als bloße Rückerinnerung, sondern als Vergegenwärtigung erfassen könnten. „Er ist tatsächlich in der Eucharistie gegenwärtig. In der heiligen Kommunion empfangen wir wirklich sein Fleisch und trinken aus dem Kelch sein Blut“, sagte der Weihbischof.
Begleitet von den Gläubigen aus der Pfarreiengemeinschaft Würzburg-Innenstadt trug Weihbischof Boom im Anschluss an den Pontifikalgottesdienst die Monstranz mit dem Allerheiligsten durch die Straßen. „Nahe ist der Herr allen, die ihn rufen“,lautete das Motto der diesjährigen Prozession. Domkapitular Dr. Jürgen Vorndran und Domvikar Regens Stefan Michelberger assistierten dem Weihbischof unter dem Tragehimmel. Mitglieder des Domkapitels, Ordensmänner, Ritter vom Heiligen Grab, Familiaren des Deutschen Ordens und Mitglieder des Malteserordens sowie Verbände, Vereine, Studentenverbindungen und Innungen gingen dem Allerheiligsten voran. Kommunionkinder streuten Blumen. Hinter dem Tragehimmel liefen Oberbürgermeister Christian Schuchardt, Bürgermeister Dr. Adolf Bauer, Regierungspräsident Dr. Paul Beinhofer sowie Ordensfrauen. Viele Häuser entlang des Prozessionswegs waren mit Blumen und Fahnen geschmückt. Die Texte der Prozession hatten das Liturgiereferat und das Referat Geistliches Leben des Bischöflichen Ordinariats Würzburg gemeinsam erarbeitet.
Der Weg führte von der Neumünsterkirche über die Juliuspromenade und die Theaterstraße zum Residenzplatz. Dort wurde Statio gehalten, ehe der Zug über die Balthasar-Neumann-Promenade, Neubaustraße, Domerschulstraße zurück zum Neumünster führte. Auf der Treppenanlage der Grabeskirche der Frankenapostel erteilte Weihbischof Boom, wie bereits an der Residenz, den eucharistischen Segen mit der Monstranz. Mit dem Lied „Großer Gott, wir loben Dich“ klang die knapp dreistündige Feier aus. „Ich freue mich, dass wir bei so schönem Wetter unseren Glauben bezeugen konnten“, sagte Weihbischof Boom in seinen Dankesworten auf den Treppen des Neumünsters. Das Pontifikalamt sowie die Feier vor dem Stationsaltar an der Residenz gestaltete der Domchor unter der Leitung von Domkapellmeister Christian Schmid unter anderem mit der „Missa Aeterna Christi munera” von Giovanni Pierluigi da Palestrina, dem „Tantum ergo“ von Tomas Luis de Victoria und dem „Exsultate Deo“ von Alessandro Scarlatti. Das Symphonische Blasorchester Kürnach wurde von Wolfgang Heinrich geleitet, Domorganist Professor Stefan Schmidt spielte die Orgel.
Die Innenstadtpfarreien von Aschaffenburg und die Schweinfurter Gemeinden hielten ebenfalls große gemeinsame Fronleichnamsprozessionen. In Aschaffenburg lautete das Leitwort „Eins in Christus“. Die gemeinsame Fronleichnamsprozession begann mit einer heiligen Messe auf dem Stiftsplatz. Die Blaskapelle Ringheim begleitete den Gottesdienst und die anschließende Prozession. Vom Stiftsplatz zogen die Gläubigen zum Altar der Muttergotteskirche am Schlossplatz, dann weiter zum Altar von Sankt Agatha und zum Altar am Herstallturm. Anschließend führte der Prozessionsweg wieder zum Altar am Stiftsplatz. Dort empfingen die Gläubigen den Schlusssegen.
Das Leitthema der Schweinfurter Fronleichnamsprozession lautete „Auf dem Weg zur Einheit“. Die Gestaltung der Gebetstexte lag in den Händen einer Arbeitsgruppe der Seelsorgskonferenz um Pfarrer Joachim Morgenroth. Die Prozession begann an der Heilig-Geist-Kirche. Anschließend zogen die Gläubigen über die Schultesstraße und Rüfferstraße. Am Sankt Josefs-Krankenhaus wurde ein Wortgottesdienst gefeiert. Der evangelisch-lutherische Dekan Oliver Bruckmann nahm erstmals an der Prozession teil und trug bei der Statio am Sankt Josefs-Krankenhaus die Lesung vor. Danach führte die Prozession über Roßbrunnstraße, Spitalseeplatz, Friedrich-Stein-Straße, Ignaz-Schön-Straße und Moritz-Fischer-Straße zur Pfarrkirche Sankt Kilian, in der die Eucharistie gefeiert wurde. Danach zog die Prozession mit dem Allerheiligsten auf dem gleichen Weg zurück zur Heilig-Geist-Kirche. Dort endete die Prozession mit dem eucharistischen Segen.
Stichwort: Fronleichnam
Das Fronleichnamsfest geht auf eine Vision der Lütticher Nonne Juliana im Jahr 1209 zurück. Die Ordensfrau hatte dabei die Kirche als Mondscheibe gesehen, bei der ein schwarzer Fleck das Fehlen eines Festes zu Ehren der heiligen Eucharistie anzeigte. Der Bischof von Lüttich führte 1246 ein solches Fest ein, das unter österlich-freudigen Vorzeichen das Abendmahlgedächtnis vom Gründonnerstag aufgriff. Aus diesem Grund wurde der Termin auf den zweiten Donnerstag nach Pfingsten angesetzt. 1264 ordnete Papst Urban IV., der frühere Archidiakon von Lüttich, den Festtag für die gesamte katholische Kirche an. Die Bezeichnung Fronleichnam leitet sich vom Mittelhochdeutschen „vrône lîcham“ für „des Herren Leib“ ab. Zentrale Aussage von Fronleichnam ist, dass Jesus seinen Leib und damit sich selbst gibt. Auf diese Weise stiftet er ein fortlebendes Gedächtnismahl, in dem er selbst gegenwärtig ist. Dieses Mahl ist Zentrum kirchlichen Lebens. Das Fest, vor allem die Prozession, bringt zum Ausdruck, dass Jesus mit seinem Volk zieht. Dabei steht mehr die Freude an Jesu Gegenwart im Mittelpunkt als sein Leidensweg. Zwar bildet das eucharistische Brot das Zentrum der Feier, seit der Neuordnung der Liturgie gilt Fronleichnam jedoch gleichzeitig als „Fest des kostbaren Blutes“, das früher am 1. Juli gefeiert wurde.
mh (POW)
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