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Dokumentation

„Die Kraft der Auferstehung lässt nicht erlahmen“

Predigt von Bischof Dr. Franz Jung beim Festgottesdienst zum 60. Jubiläum der Malteser im Bistum Würzburg am Sonntag, 13. Februar 2022, im Würzburger Kiliansdom

Lieber Herr von Mallinckrodt,
lieber Herr Dobhan,
liebe haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Malteser Hilfsdienst,
liebe Schwestern und Brüder im Herrn,

Der Schiffbruch des Apostels Paulus vor Malta

zum heutigen 60. Jubiläum des Bestehens der Malteser im Bistum Würzburg habe ich für die zweite Lesung die einzige Stelle aus der Heiligen Schrift ausgesucht, in der die Insel Malta erwähnt wird. Es ist wohl eine der dramatischsten Passagen des gesamten Neuen Testamentes. Die Rede ist von der Schilderung des spektakulären Schiffbruchs, den der Apostel Paulus vor Malta erleidet als er als Staatsgefangener auf dem Weg nach Rom ist, um sich dem Urteil des Kaisers zu unterwerfen.

Es sind vier Punkte dieser biblischen Erzählung, die ich Ihnen heute zu Ihrem Jubiläum gerne mit auf den Weg geben möchte.

Gefangen im Namen des Herrn die Welt für Christus erobern

Ein Erstes: Paulus hat unerschrocken für seinen Glauben Zeugnis abgelegt. Dafür wurde er gefangen gesetzt. Als römischer Staatsbürger pochte er auf sein Recht, vor das kaiserliche Gericht gestellt zu werden. Zur Einlösung des Rechtsanspruchs wurde Paulus auf Staatskosten nach Rom überführt. Die Gefangennahme brachte ihn so unverhofft zum Ziel seiner Träume, nämlich in der Hauptstadt der antiken Welt den Glauben verkünden zu können! Was er aus eigener Anstrengung nicht geschafft hätte, wird ihm nun in Ketten zuteil, überdies mit einem römischen Freifahrtschein!

Auch Sie alle sind gewissermaßen Gefangene im Namen des Herrn. Die Botschaft von der Erlösung hat Sie alle in ihren Bann geschlagen. Christus hat Sie für sich eingenommen. Für ihn legen Sie in Ihrem Dienst tagtäglich Zeugnis ab. Dabei machen Sie die Erfahrung, die auch Paulus machen durfte. Wer für den Herrn geht, wird oftmals an Orte geführt, an die er nie geglaubt hätte, jemals zu kommen.

An diesen Orten legen auch Sie in der tätigen Nächstenliebe Zeugnis ab für den Herrn. Das ist das Spannende an Ihrem Engagement und auch das Abenteuer, das mit dem weltweiten Einsatz der Malteser einhergeht. Vietnam, Rumänien, Albanien, Türkei, Italien, Ungarn, Russland, Polen und auch das nah gelegene Ahrtal liegen im Operationsradius unseres Diözesanverbandes. Und natürlich gehört auch die Heilige Stadt Rom zum bleibenden Referenzpunkt der alle drei Jahre wiederkehrenden Wallfahrt mit Menschen mit Behinderung.

Gefangenschaft im Namen des Herrn engt nicht ein, sondern macht frei und führt in die ganze Welt. Paulus schreibt sogar, dass Gott uns im Triumphzug Christi mit sich führt, damit wir den Wohlgeruch Christi, den Geruch des Lebens verbreiten können, wohin auch immer wir kommen (2Kor 2,14-15). Gefangen und doch frei in Christus: ein wunderbares Bild für den Glauben, der alle Grenzen überwindet!

Bei den Schiffbrüchigen dieser Welt aushalten

Ein Zweites: Paulus erleidet Schiffbruch. Im Zweiten Korintherbrief schildert er eindringlich, dass er in seinem Leben gleich dreimal für den Herrn Schiffbruch erlitten hat und dabei tagelang hilflos auf hoher See trieb (2Kor 11,25).

Schiffbruch erleiden mit den Schiffbrüchigen dieses Lebens, das ist die Berufung der Malteser. Die Vielfalt der Schiffbrüche ist so weitgespannt wie das Leben selbst. Für die einen ist es die häusliche Hilfe, die notwendig wird, weil man nicht mehr mobil ist. Für die anderen bedeutet es, förmlich „unterzugehen“ in den Hochwassernotgebieten dieser Welt. Schiffbruch erleidet aber auch der, dessen Existenz durch Flucht zerbrochen ist oder der in den Erdbebenkatastrophen den Boden unter den Füßen verliert. Wer unterzugehen droht, weil alles über ihm zusammenschlägt oder weil alles durch einen Unfall zusammenbricht, der weiß, dass er in seinem persönlichen Schiffbruch auf die Hilfe der Malteser zählen darf.

Das verlangt aber auch den Hilfskräften einiges ab. Denn jede Not bringt auch uns immer wieder existenziell an unsere eigenen Grenzen. Und nicht selten wird die Erfahrung eigener Ohnmacht und Hilflosigkeit für die Helfer zur Belastung. Die Auseinandersetzung mit fremder Not führt uns die Zerbrechlichkeit und die Kostbarkeit auch unseres eigenen Lebens immer wieder drastisch vor Augen.

Wohl dem, der auf diese Weise in die Tiefe des eigenen Lebens geführt wird und nicht im Oberflächlichen verbleibt. Gerade im Helfen lernt er oder sie, was Menschlichkeit heißt und wie man sich dem anderen als Nächster oder Nächste erweisen kann. Das Motto der Malteser „Tuitio fidei et obsequium pauperum – Bezeugen des Glaubens und Hilfe dem Bedürftigen“ wird in den vielfältigen Schiffbrüchen dieser Welt konkret.

In der Not Eucharistie feiern zur Erinnerung an die rettende Kreuzesplanke Christi

Ein Drittes: In der Apostelgeschichte macht Paulus mehrfach deutlich: Gerettet wird nur, wer bleibt. Auch wenn die Versuchung groß ist, sich im Angesicht der Not abzusetzen wie die Matrosen es in einer Panikreaktion beabsichtigen, so liegt darin kein Heil. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren (Mt 16,25). Nur der rettet sein Leben, der es für andere einsetzt.

Eindrücklich wird das in der Geschichte vom Schiffbruch dadurch verdeutlicht, dass Paulus mit der Besatzung auf dem Schiff das Brot bricht. Mitten in der sich anbahnenden Katastrophe feiert er mit allen gemeinsam Eucharistie.

Ein starkes Bild! Die Feier der Eucharistie ist die Erinnerung an den rettenden Kreuzestod Christi, die uns Zuversicht schenkt angesichts der Not. Nicht umsonst besingt der Hymnus des Venantius Fortunatus zum Karfreitag das Heilige Kreuz des Herrn als „die rettende Planke aus dem Schiffbruch dieser Welt“.

Die Malteser sind berufen, all denen zur Seite zu stehen, die unterzugehen drohen. Sie laufen deshalb nicht weg, weil Christus in den Katastrophen dieser Welt bei uns ist, wie es auch Paulus erfahren durfte. So ging damals keiner verloren. Das ist für die Malteser Verheißung und Auftrag zugleich. Der heilbringende Tod des Herrn lässt uns ausharren bei den Notleidenden und schenkt uns eine unverbrüchliche Hoffnung, die uns nichts und niemand nehmen kann. Denn mit dem Herrn selbst ist es unser Anliegen, dass keiner von denen verloren geht (Joh 17,12), die Gott unserer Sorge anvertraut hat.

Keine Angst vor tödlichen Schlangenbissen mit dem Antiserum „Auferstehung“

Ein Viertes: Die so spannungsreiche Erzählung vom Schiffbruch vor Malta, endet nicht mit dem Bericht von der glücklichen Landung auf der Insel. Wer gerade meinte nach der unverhofften Rettung der Besatzung aufatmen zu können, erlebt mit Paulus noch einmal unerwartet einen Schock. Denn der, der in letzter Sekunde dem sicheren Tod durch Ertrinken entronnen ist, kommt nur auf die rettende Insel, um hier von einer giftigen Viper gebissen zu werden. Es ist zum Verzweifeln! Wofür die ganze Anstrengung und die Mühe, wenn am Ende doch nur der sichere Tod droht?

Auch diesen Zug der Geschichte können Sie wahrscheinlich lebhaft nachvollziehen in ihrer alltäglichen Erfahrung. Da will man etwas Gutes tun, und dann tun sich doch vor einem zahllose Hindernisse auf, mit denen man gar nicht mehr gerechnet hätte - wie dieser fatale Schlangenbiss!

Im Leben der Malteser sind das zermürbende Verhandlungen über den Pflegesatz. Oder es sind dauernd neue Hygienevorschriften gerade jetzt in Zeiten der Corona Pandemie. Dazu zählen sicher auch die öffentlichen Ausschreibungen um Dienstleistungen, bei denen es zuweilen recht rustikal zugeht und bei denen man sich wappnen muss, wenn man auf dem hart umkämpften Pflegemarkt bestehen will. Oder es ist die anstrengende Lobby- und Netzwerkarbeit, um immer wieder neu auf die eigenen Dienstleistungen aufmerksam zu machen und sich immer wieder in Erinnerung zu bringen mit dem eigenen, unverwechselbaren christlichen Profil.

Wer eine Mission hat, den kann allerdings so ein Schlangenbiss nicht umwerfen, auch wenn er nervt. Beherzt schleudert der Völkerapostel das Untier weg, das prompt im Feuer landet. Hielten die Bewohner Maltas den Paulus zunächst für verflucht und von der Rachegöttin verfolgt, so änderten sie rasch ihre Meinung als sie ihn unversehrt dastehen sahen. Die wundersame Erscheinung dessen, der noch immer aufrecht stand und dessen Hand trotz des Schlangenbisses nicht anschwoll, bestärkte sie in der Ansicht, einen Gott vor sich zu haben.

Aber weit gefehlt. Sie hatten einen schwachen Menschen vor sich; einen Menschen jedoch, der an die Auferstehung Jesu Christi glaubte. Wie heißt es in der Aussendungsrede des auferstandenen Christus:

„Und durch die, die zum Glauben gekommen sind, werden folgende Zeichen geschehen: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben; sie werden in neuen Sprachen reden; wenn sie Schlangen anfassen oder tödliches Gift trinken, wird es ihnen nicht schaden; und die Kranken, denen sie die Hände auflegen, werden gesund werden“ (Mk 16,17-18).

So ist es. Die Kraft der Auferstehung lässt nicht erlahmen und macht nicht müde. Mit Christus schreiten wir „über Löwen und Nattern und treten auf Löwen und Drachen“, wie es im Psalm 91 so wunderbar heißt (Ps 91,13). Der Glaube an seine Auferstehung macht Malta zur sicheren Insel und zum Ausgangspunkt einer großen Mission, die bis heute anhält, auch hier unserer fränkischen Heimat. Möge es dieser Glaube sein, der auch Sie alle erfüllt und beflügelt und allen Widerständen beherzt trotzen lässt.

Ich freue mich mit Ihnen auf Ihren weiteren Dienst als Malteser!

Herzlich danke ich Ihnen für Ihren engagierten Einsatz in den vielfältigen Arbeitsfeldern zugunsten so vieler Menschen in unserem Bistum und unserer Region. Nicht zuletzt erbitte heute für Sie alle den reichen Segen Gottes, der niemanden zugrunde gehen lässt! Amen.