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Die Liebe siegt über das Absurde

Diözesanadministrator Weihbischof Ulrich Boom lädt am Karfreitag ein, das Widersprüchliche und Brüchige im Leben liebend anzunehmen – „Stille Tage“ rund um Karfreitag

Würzburg (POW) Als starkes Signal, dass nicht das Absurde herrscht, sondern es von Gott beherrscht wird, hat Diözesanadministrator Weihbischof Ulrich Boom am Karfreitag, 30. März, vor mehr als 1000 Gläubigen im Kiliansdom den Kreuzestod Jesu gedeutet. „Der Herr nimmt am Kreuz all unser Scheitern und Versagen, unser Unvermögen und unsere Ohnmacht auf sich, um unser Leben zu verwandeln, zu retten, neu auszurichten“, betonte er in seiner Predigt bei der Karfreitagsliturgie zur Todesstunde Jesu. Im ganzen Bistum Würzburg gedachten die Gläubigen bei Gottesdiensten des Leidens und Sterbens Jesu Christi. In Lohr am Main kamen tausende Menschen zur traditionellen Karfreitagsprozession. Der Karfreitag zählt mit dem Gründonnerstag und dem Karsamstag zu den gesetzlich geschützten „stillen Tagen“, für die Katholiken ist er gebotener Fast- und Abstinenztag. Die über 3000 Glocken im Bistum Würzburg sind seit Gründonnerstagabend verstummt und werden in der Nacht zum Ostersonntag wieder erklingen.

„Wo das Absurde herrscht, kann nur die Liebe siegen“, betonte der Weihbischof weiter. „Wir bringen das Leben oft nicht zusammen, spüren allenthalben wie widersprüchlich das Leben sein kann; dass wir uns keinen Reim auf Geschehnisse machen können; dass vieles oft sinnlos erscheint.“ Diese Erfahrung machten die Menschen im Öffentlichen wie im Privaten, bei Krankheit, in Beziehungen oder im Beruf. „Und in der großen Welt sieht es nicht anders aus mit all ihren Nöten und Problemen, Konflikten und Kämpfen“, sagte der Weihbischof. „Wir vermögen so viel, sind augenscheinlich mächtig, doch letztendlich machtlos.“

Einen künstlerischen Ausdruck habe diese Erkenntnis in einem Kruzifixus der Künstlerin Germaine Richier gefunden, den diese in den 1950er Jahren für die Kirche von Assy in den französischen Alpen schuf. „Deutlich ist ein gekreuzigter menschlicher Körper zu sehen, der mit einer leidenschaftlichen Gebärde die Arme ausbreitet. Die Gestalt ist nur noch ein Rest eines nackten menschlichen Körpers, verdorrt und ausgebrannt. Er gleicht den verbrannten Körpern in Kriegen und Katastrophen.“ Diese Darstellung habe den Protest auswärtiger Besucher zur Folge gehabt. Diese sahen laut Weihbischof Boom die Schönheit des Kirchenraums gestört, der ansonsten mit zahlreichen farbenprächtigen modernen Kunstwerken ausgestattet ist. Deswegen sei die Darstellung des Gekreuzigten zunächst entfernt worden. Später sei das Kreuz aufgrund der Bitten aus der Gemeinde wieder aufgestellt worden. „Eine Kommission im Vatikan gab den Gemeindemitgliedern und Kranken des benachbarten Lungensanatoriums Recht. Der da am Pfahl hängt, verweist auf den gekreuzigten Christus. Das Leben ist eben nicht einfach schön, es ist eher oft schön schwer.“ So wie die Nähe eines liebenden Menschen gut tue, „so möchte der Herr am Kreuz mit seiner Liebe unser Leben zum Guten führen und vollenden“.

Bei der Karfreitagsliturgie sangen die Würzburger Domsingknaben unter Leitung von Domkapellmeister Christian Schmid die „Johannespassion, op. 18“ von Alois M. Müller, „Also hat Gott die Welt geliebt“ von Heinrich Schütz, „Eli, Eli!” von Georgius Bardos, „Popule meus” von Tomás Luis de Victoria sowie einen gregorianischen Choral. Bei den sogenannten Großen Fürbitten des Karfreitags beteten die Gläubigen für die heilige Kirche, für den Papst, für alle Stände der Kirche, für die Taufbewerber, für die Einheit der Christen, für die Juden, für alle Menschen, die nicht an Christus glauben, für alle Menschen, die nicht an Gott glauben, für die Regierenden und für alle notleidenden Menschen. Bei der Kreuzverehrung wurde das Kreuz enthüllt, den Gläubigen gezeigt und in stillem Gebet verehrt. Am Abend zuvor hatte Weihbischof Boom die „Drei österlichen Tage vom Leiden und Sterben, von der Grabesruhe und der Auferstehung des Herrn“ mit der Feier vom letzten Abendmahl im Kiliansdom eröffnet (siehe eigener Bericht).

Höhepunkt der Heiligen Woche in Würzburg ist die Feier der Osternacht mit Diözesanadministrator Weihbischof Ulrich Boom am Samstag, 31. März, um 21.30 Uhr im Kiliansdom. Den musikalischen Rahmen gestaltet der Konzertchor der Mädchenkantorei unter der Leitung von Domkantor Alexander Rüth mit „Antwortpsalmen zur Osternacht“ von Otmar Faulstich, „Surrexit pastor bonus” von Felix Mendelssohn Bartholdy und „O filii et filiae“ aus dem Oratorium Christus von Franz Liszt.  Nach der Feuerweihe und dem Entzünden der Osterkerze am Feuer im Innenhof des Domkreuzgangs ziehen Weihbischof Boom und die Mitglieder des Domkapitels mit der brennenden Osterkerze in den dunklen Dom. Die Kerzen der Gottesdienstteilnehmer werden dann an der Osterkerze entzündet. Danach singt der Diakon das sogenannte Exsultet, das Lob auf die Osterkerze. Bei den Lesungen wird an die Heilstaten Gottes seit Erschaffung der Welt erinnert. Im Zentrum der alttestamentlichen Texte steht der Durchzug durch das Rote Meer. Beim Gloria erklingen wieder die Glocken und Orgelmusik setzt ein. Die neutestamentliche Lesung aus dem Römerbrief weist auf das neue Leben der Getauften durch die Auferstehung Jesu hin. Im Evangelium mit Halleluja-Ruf wird die Botschaft vom leeren Grab verkündet – in diesem Jahr, wie sie der Evangelist Markus berichtet. Tauf- und Eucharistiefeier sind weitere Teile dieser Nachtfeier, der „Mutter aller Vigilien“.

Mit der „Missa in G, D 167“ von Franz Schubert und Georg Friedrich Händels „Hallelujah“ aus dem Messiah begleitet unter der Leitung von Domkantor Alexander Rüth der Domchor das Pontifikalamt mit Weihbischof Boom am Ostersonntag, 1. April, um 10 Uhr im Dom. Zur Pontifikalvesper mit Weihbischof Boom um 17 Uhr singt die Schola Cantorum. Beim Gottesdienst am Ostermontag, 2. April, um 10 Uhr präsentiert die Choralschola die Choralmesse „Lux et origo“.

An Ostern feiern die Christen das Hochfest der Auferstehung Jesu Christi. Es ist das höchste Fest der Christenheit. In der frühchristlichen Zeit war die Osternacht die große Taufnacht der Kirche. Im Bistum Würzburg haben sich heuer 15 Erwachsene auf die Taufe vorbereitet, die sie in der Osternacht oder in der 50-tägigen Osterzeit empfangen.

mh (POW)

(1418/0356; E-Mail voraus)

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