Würzburg (POW) „Was ist das Leben wert?“ Diese Frage hat Weihbischof Ulrich Boom am Tag der Notfallseelsorger am Mittwochabend, 9. Juli, im Neumünster in Würzburg in den Mittelpunkt gestellt. Nahezu 600 Männer und Frauen von Notfallseelsorge, Polizei, Feuerwehr und Rettungsorganisationen nahmen an der Wortgottesfeier teil. Der Weihbischof dankte ihnen für ihren oft ehrenamtlichen Dienst für Menschen, die in Not geraten sind: „Was zählt, ist unser Herz, ist die Menschlichkeit.“ Dekan Thomas Keßler, Diözesanbeauftragter für die Notfallseelsorge, betonte in seiner Begrüßung: „Dieser Dienst, der hier am Mitmenschen geleistet wird, ist ein Zeichen der Versöhnung und Verantwortung füreinander.“ An der Feier nahmen auch Landrat Eberhard Nuß, Vorsitzender des Zweckverbands für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Würzburg, und stellvertretender Geschäftsführer Paul Justice teil.
Weihbischof Boom erinnerte in seiner Predigt an die Rettung des Höhlenforschers Johann Westhauser aus der Riesending-Höhle. Eine Fülle von Helfern, Material und ausgefeilter Technik seien notwendig gewesen, um den Verunglückten wieder ans Tageslicht zu bringen. „Und je länger die Rettung dauerte, umso öfter tauchte die Frage nach den Kosten und damit letztlich nach dem Wert des Lebens auf.“ Es mache ihn nachdenklich, wenn eine solche Frage überhaupt gestellt werde, sagte der Weihbischof. „Erst recht in einer Gesellschaft, die viel, wenn nicht gar alles hat.“
In die Tiefe hinabzusteigen, ohne zu wissen, wie es weitergeht und wie man da wieder herauskomme: „Das ist ein treffendes Bild für Ihren Dienst in unserer Gesellschaft.“ Die Helferinnen und Helfer bei Feuerwehr und Polizei, den Rettungsdiensten und der Notfallseelsorge würden ihre Einsätze mit dem gleichen Engagement und manchem Risiko durchführen wie jene, die an der Rettung des Höhlenforschers beteiligt waren. „Wir steigen hinab ins Dunkel und Ungewisse, vertrauen auf Technik und Kameradschaft“, sagte Weihbischof Boom. „Und immer bleibt eine Spur von Fragen sowohl nach dem Warum des Geschehenen als auch nach dem Sinn des Lebens zurück.“ Dabei würden die Retter manchmal auch mit dem Gedanken an den eigenen Tod konfrontiert.
Die Frankenapostel Kilian, Kolonat und Totnan hätten zum einen das Evangelium gebracht und die Botschaft, dass der Mensch nie allein sei. „Gott ist immer da, selbst wo wir ihn nicht zu denken wagen.“ Doch die Frankenapostel seien auch ein Beispiel für selbstlosen Einsatz. Bei allen Gefahren und allem Risiko, die das Leben einschließe, wüssten sie sich im Miteinander und Füreinander gehalten. „Wir dürfen all das getrost herunterbrechen auf unser persönliches Leben“, ermunterte der Weihbischof. „In den Höhlen unseres Lebens sind wir auf Rettung und Hilfe angewiesen, so wie dieser eine Mann im Berchtesgadener Land, weil wir aus vielem im Leben eben nicht alleine herauskommen.“ Gott sei der erste Retter und Helfer in allem. „In seinem Einsatz für uns Menschen hat Gott uns gezeigt, dass das Leben alles wert ist. Jedes Kreuz ist dafür ein Zeichen.“
Bei der Wortgottesfeier wurde auch das Gebet der Nagelkreuzgemeinschaft gemeinsam gebetet. Das Nagelkreuz sei ein Zeichen der Versöhnung und ermutige dazu, auch im Kleinsten nach Versöhnung zu streben, betonte Weihbischof Boom. Musikalisch begleitet wurde die Feier vom Polizeichor Würzburg, der Kapelle der Freiwilligen Feuerwehr Reiterswiesen und Domorganist Professor Stefan Schmidt an der Orgel.
Nach der Feier nutzten viele die Gelegenheit, sich auf dem Kiliansplatz mit ihren Kollegen auszutauschen oder mit Bischof Dr. Friedhelm Hofmann und Weihbischof Boom ins Gespräch zu kommen. Dabei wurde auch viel Lob für die Predigt geäußert. „Die Predigt war klasse“, waren sich Manfred Müller und Walter Erb von der Freiwilligen Feuerwehr Wildflecken einig. Besonders gut habe ihnen gefallen, dass Weihbischof Boom auf die Rettung des Verschütteten eingegangen sei.
„Die Predigt war passend, ansprechend und hat zum Nachdenken angeregt“, sagte auch Beate Gerhard von den Maltesern in Würzburg. Für die Auszubildenden der Bereitschaftspolizei Würzburg war es die erste Wortgottesfeier im Rahmen der Kiliani-Wallfahrtswoche. Die Predigt sei „passend“ gewesen, waren sich alle einig. „Es war schön, wie die Predigt auf unsere Berufe zugeschnitten war“, ergänzte ein junger Mann. Und ein besonderes Lob gab es für den Polizeichor: „Das ging direkt in die Seele“, erklärte ein Feuerwehrmann aus Wildflecken.
sti (POW)
(2914/0690; E-Mail voraus)
Hinweis für Redaktionen: Fotos abrufbar im Internet