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Ein Beispiel für glaubende Offenheit

Predigt von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann am Samstag, 8. April 2017, bei der heiligen Messe im Kiliansdom für den 1979 verstorbenen Bischof Josef Stangl

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Mitbrüder,

liebe Angehörige von Bischof Josef Stangl,

wir stehen mitten in der Passionszeit, am Vortag des Palmsonntages und gedenken unseres Bischofs Josef Stangl, der heute vor 38 Jahren verstorben ist. Morgen rufen wir in der Liturgie wieder den umjubelten Einzug Jesu in Jerusalem auf – wohl bedenkend, dass wenige Tage später das Volk schrie: Kreuzigeihn!

Der Weg der Menschheit durch die Geschichte ist – wenn auch teilweise unbewusst – ein Weg auf der Suche nach Gott. Das Volk Israel versteht sich bis in unsere Tage als das von Gott berufene Volk, das sich seiner Liebe und Fürsorge verdankt. Zwar hat es sich manches Mal treulos von ihm abgewandt und manches Mal beinahe den Mut am Leben verloren. Aber immer wieder hat Gott seine Liebe bekundet.

In der heutigen Lesung spricht der Prophet Ezechiel dem Volk Mut zu. Gott werde mit ihm einen neuen und ewigen Bund schließen. Wir sehen diese Verheißung in dem Erlösungstod Jesu Christi erfüllt und eigentlich schon vollendet. Die eben im Evangelium vorausgegangene Schilderung der Auferweckung des Lazarus war das letzte große Zeichen, durch das viele zum Glauben an Jesus als den Messias und Sohn Gottes kamen. Aber dieses Wunder brachte auch die führenden jüdischen Kreise zum Entschluss, Jesus zu töten. Diese menschliche Kurzsicht hatte nicht erfasst, dass dieser Erlösungstod Jesu am Kreuz erst die Menschheit aus allem Verstricktsein in Sünde und Tod zum ewigen Leben herausführte.

Bischof Josef Stangl war ein Bischof, der um diese Zusammenhänge wusste, sie predigte und in seinem Leben bezeugte. Er hatte sein Hirtenamt unter den Leitspruch gestellt: Domino plebem perfectam – dem Herrn ein bereites Volk. Genau das wollte unser Herr mit seinem Tod am Kreuz erreichen: sich ein bereites Volk erwerben.

Bei allen Versuchen der Menschen, sich in den unterschiedlichsten Epochen Gott zu nähern, ist der Gedanke des Erlösungstodes Jesu die entscheidende Glaubensaussage. Die frommen Juden erwarten bis heute den kommenden Messias in einer alle Menschen überwältigenden Weise. Auch wir sprechen von der Wiederkunft Christi als von einem Kommen in Herrlichkeit: „Siehe, er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird ihn sehen, auch alle, die ihn durchbohrt haben“ (Offb 1,7) schreibt Johannes in der Geheimen Offenbarung. Das meint nichts anderes, als beeindruckend sichtbar für alle Menschen!

Gott wählte bei seinem ersten Kommen diesen unscheinbaren, von kaum einem Menschen zu erkennenden Weg der Menschwerdung in der Abgeschiedenheit und Bedeutungslosigkeit von Nazareth. Gott fragt an. Er befiehlt nicht. Er erwartet das freiwillige „Ja“. Was wäre gewesen, wenn Maria sich verweigert hätte? – Sie hat sich nicht verweigert. So konnte dieser atemberaubende Weg Gottes in unsere Geschöpflichkeit vonstatten gehen.

Bischof Josef glaubte und bekannte diesen Glauben nicht nur in Worten, sondern auch durch sein Leben. Ob als Kaplan, als Religionslehrer, Jugendseelsorger oder als Leiter des Seelsorgeamtes und schließlich als Regens des Priesterseminars – immer mühte er sich darum, die Menschen auf Gott hin zu öffnen und für Christus zu begeistern. Er selbst lebte diese glaubende Offenheit.

Im Rosenkranzgebet verband er sich mit Maria in der Ausrichtung auf Christus. Ihm wollte er in seinem ganzen Leben nachfolgen – auch als 86. Bischof von Würzburg. So traf man ihn fast wöchentlich auf dem Kreuzweg zum Käppele, wohin er die Sorgen um das Bistum hinauftrug. Und Sorgen und Prüfungen hatte er genug zu tragen. Dem Herrn ein bereites Volk anzuvertrauen, war seine Maxime.

Aber auch viele Höhepunkte durfte er erleben: Seine Bischofsweihe, die Vollendung des Wiederaufbaus unseres Sankt-Kilians-Domes, das Zweite Vatikanische Konzil und die Seligsprechung des Märtyrerpriesters Liborius Wagner – um nur einiges zu nennen.

In den Exequien für Bischof Josef charakterisierte ihn der damalige Kardinal Ratzinger und jetzige emeritierte Papst Benedikt XVI.: „Er war kein Mann des Schreibtischs, sondern ein Mann der menschlichen Nähe, der seine Diözese vor allem durch das Beispiel seines Glaubens und durch seine große, überzeugende Güte gelenkt hat, der sich eigentlich niemand entziehen konnte, der ihm begegnet ist.“ (In memoriam Dr. Josef Stangl Bischof von Würzburg. Echter 1979, 4)

Mit Blick auf die Gottesmutter, die Bischof Josef sehr verehrte, wollte er – wie sie – offen sein für den Willen Gottes. Sein ganzes seelsorgliches Bemühen zielte darauf hin, dem Herrn ein bereites Volk zu übergeben. Möge er nun für unser Bistum als Fürsprecher im Himmel eintreten.

Amen.