Würzburg (POW) Mit der Nepomuk-Feier und dem anschließenden Lichterschwimmen ist am Samstagabend, 20. Mai, im Bistum Würzburg die Renovabis-Pfingstaktion 2017 gestartet worden. Die Aktion steht unter dem Leitwort „Bleiben oder gehen? Menschen im Osten Europas brauchen Perspektiven!“. Sie ruft auf zur Solidarität mit den Menschen, die aus Mittel- und Osteuropa nach Deutschland kommen, um sich eine bessere Zukunft aufzubauen. Im Neumünster feierte Bischof Tomáš Holub, Bischof der tschechischen Diözese Pilsen, gemeinsam mit Domkapitular Christoph Warmuth, Pfarrer Adam Possmayer, Aussiedler- und Vertriebenenseelsorger der Diözese Würzburg, sowie Monsignore Karlheinz Frühmorgen und Pfarrer Klaus Oehrlein einen Pontifikalgottesdienst.
„Als Brückenheiligen kennen wir den heiligen Johannes Nepomuk alle. Aber was sagt er uns heute sonst noch?“, fragte Bischof Holub in seiner Predigt. Er hob hervor, dass Nepomuk für die Liebe zur Kirche und die Liebe zu Gott stehe. Mit seinem Leben habe er das kirchliche Recht verteidigt, dass die Beichte geheim ist. „Dass die Liebe Grundlage jeglichen gesellschaftlichen Zusammenlebens ist, ist allgemein anerkannt. Gottes Liebe wird durch die Kirche deutlich.“ Johannes Nepomuk könne die Menschen im 21. Jahrhundert anregen, die Liebe zur Kirche und zu den Menschen zusammenzubringen, so dass dieses Zeugnis große Überzeugungskraft gewinne.
Nach dem Gottesdienst zogen die Gläubigen, begleitet von der Blaskapelle Hermann Gropp, bei einer Lichterprozession zur Alten Mainbrücke. Der heilige Johannes Nepomuk, dessen Statue sich auf vielen Brücken finde, könne helfen, Brücken zu schlagen – zum Beispiel zu Menschen, die wegen ihres Glaubens oder ihrer Nationalität verfolgt würden, sagte Pfarrer Oehrlein zu Beginn der Andacht auf der Mainbrücke. Bischof Holub ergänzte, es sei die Aufgabe der Menschen, sich immer wieder mit Gott versöhnen zu lassen. Auch im gegenwärtigen Europa sei es wichtig, dass die Menschen, die schon lange in Frieden leben, bereit seien, sich neu versöhnen zu lassen.
Domkapitular Warmuth zog in seiner Ansprache eine Parallele zwischen den verschiedenen Welten, die Brücken oft miteinander verbinden, und auch den Menschen, die an der Nepomuk-Feier teilnehmen und den Passanten, die den Frühlingsabend mit einem Brückenschoppen ausklingen ließen. „Im Leben treffen immer die Pole Fremdheit und Begegnung aufeinander.“ Gleiches gelte auch für den heiligen Nepomuk und die oft legendarischen Deutungen für seinen Tod einerseits und die historisch nachvollziehbaren Gründe andererseits. Der Legende nach sei Nepomuk gestorben, weil er das Beichtgeheimnis wahren wollte. „Historisch richtiger ist, dass er zwischen die Fronten geriet, als König Wenzel IV. ein westböhmisches Bistum gründen und dafür das Vermögen des Klosters Kladrau verwenden wollte.“ Der Erzbischof von Prag habe dem widerstanden und habe fliehen können, Nepomuk als dessen Generalvikar sei nach der Folter in der Moldau ertränkt worden. „Über alle Fremdheit hinweg bekommen wir dennoch eine Ahnung dafür, was ihn bewegt hat, seinem Glauben und seiner Kultur treu zu bleiben ohne auszugrenzen oder übergriffig zu werden.“
Den Abschluss und das optische Glanzlicht der Feier bildete das von der Fischerzunft und der Wasserwacht organisierte traditionelle Lichterschwimmen auf dem Main. Diese hatten zusammen mit der Ackermann-Gemeinde zu der Nepomuk-Feier eingeladen. Der Gottesdienst wurde musikalisch begleitet vom Chor „Concento“ aus Hopferstadt und Rudolf Haidu an der Orgel. Die Ministranten kamen aus den Pfarreien Rottendorf-Sankt Vitus, Marktbreit-Sankt Ludwig und Sankt Josef im Würzburger Stadtteil Grombühl. Mit der Kollekte des Gottesdiensts wird das Jugendtreffen im August 2017 in Olmütz unterstützt.
Das Lichterschwimmen geht auf einen alten Brauch zurück: Seit Jahrhunderten werden Lichter im Fluss ausgesetzt, um an die Überlieferung zu erinnern, die berichtet, blinkende Lichter auf den Wellen hätten jene Stelle in der Moldau angezeigt, an der Johannes Nepomuk ertränkt im Wasser lag.
mh (POW)
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