Würzburg (POW) Mit der Reliquienprozession bei sommerlichem Sonnenschein von der Pfarrkirche Sankt Burkard über die Alte Mainbrücke in den Kiliansdom und einem Pontifikalgottesdienst ist am Sonntag, 6. Juli, die Kiliani-Wallfahrtswoche 2014 feierlich eröffnet worden. Ministerpräsident Horst Seehofer und seine Frau Karin nahmen auf Einladung von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann an der heiligen Messe teil. Insgesamt rund 1300 Gläubige füllten den Dom, darunter eine Delegation aus Mullagh, der Heimat des heiligen Kilian und seiner Gefährten. Der Gottesdienst war zugleich Wallfahrtstag des Dekanats Würzburg-Stadt.
„Ohne die Frankenapostel, die uns den christlichen Glauben verkündet haben, wäre auch der Tag der Franken, der heute in Ochsenfurt begangen wird, wohl nicht möglich geworden“, betonte der Bischof in seiner Predigt. Die Menschen könnten dankbar dafür sein, dass sie heute in gesellschaftlich, politisch und wirtschaftlich stabilen Verhältnissen lebten. Heftig kritisierte der Bischof den Terror und das Leid, das derzeit von Terroristen in Nigeria, Syrien und dem Irak verursacht wird. „Auch die Ermordung von drei jüdischen und einem palästinensischen Jugendlichen wirft viele Fragen auf.“
Durch die vielen Unruheherde weltweit komme eine große Zahl von Flüchtlingen nach Europa. „Wir dürfen uns nicht abschotten und das Problem den anderen überlassen“, sagte Bischof Hofmann. Nächstenliebe und Gastfreundschaft seien christliche Pflichten, die es umzusetzen gelte. „Das bedeutet auch, dass wir uns dafür einsetzen, dass diejenigen Wohnung finden, die eine Aufenthaltserlaubnis haben.“
Die Partnerschaft mit dem tansanischen Bistum Mbinga, die in diesem Jahr seit 25 Jahren besteht, sei ein Beispiel der gelebten Gemeinschaft, wie sie Kilian und seine Gefährten aufgezeigt hätten. „Diese findet eine weitere Fortsetzung in der noch jungen Partnerschaft zwischen Würzburg und dem Amazonasbistum Óbidos in Brasilien.“
Deutlich kritisierte Bischof Hofmann den zunehmenden Agnostizismus in der Gesellschaft. „Ja selbst unter den Getauften gibt es mitunter eine schlimme Gleichgültigkeit gegenüber den wesentlichen Fragen des Lebens.“ Die Gläubigen rief der Bischof dazu auf, wachsam zu sein und zu protestieren, wenn Menschen die Gebote Gottes abschaffen wollten. „Zum Beispiel, wenn es um die Frage der Gottesebenbildlichkeit von Mann und Frau geht, oder um das menschliche Leben, von der Zeugung bis zum letzten Atemzug.“
Weiter mahnte der Bischof zur Genügsamkeit, gerade in einer Zeit, in der viele europäische Länder unter Wirtschaftskrisen und hoher Jugendarbeitslosigkeit litten. „Wir dürfen auf keinen Fall aus dem Schaden Anderer Profit ziehen, sondern sollten zum Maßhalten bereit sein und zur großzügigen Unterstützung.“ Entscheidend sei das Vertrauen darauf, dass Gott unter den Menschen ist und sie in ihrem Leben begleitet. „Mit dem Blick auf unsere Frankenapostel, unsere zeitgenössischen Seligen und Heiligen, aber auch Julius Kardinal Döpfner dürfen wir Orientierung und Kraft finden, die eigenen Lebensentscheidungen auf Gott hin zu fällen. Möge diese Festwoche uns dazu helfen!“
Vor dem Schlusssegen dankte der Bischof auf Englisch den Besuchern aus Irland, die zur Feier der Frankenapostel nach Würzburg gekommen waren. Dem Ministerpräsidenten sprach er seinen Dank für das Mitfeiern des Gottesdiensts aus und gratulierte ihm unter dem Applaus der Gottesdienstbesucher zum 65. Geburtstag vor wenigen Tagen. Seehofer nutzte die anschließende Begegnung auf dem Kiliansplatz für ein kurzes Bad in der Menge, ehe er nach Ochsenfurt zum „Tag der Franken“ weiterfuhr.
Die Prozession mit den Häuptern der Frankenapostel begann am Sonntagmorgen mit einer Statio in Sankt Burkard. Dort erinnerte Bischof Hofmann daran, dass im Jahr 788 erstmals die Reliquien in den Dom überführt wurden, vermutlich im Beisein Karls des Großen. Den Zug zum Dom begleiteten Weihbischof Dompropst Ulrich Boom, Vertreter des Domkapitels, Mitglieder des Diözesanrats, Oberbürgermeister Christian Schuchardt, außerdem der Hochmeister des Deutschordens, Abt Dr. Bruno Platter, sowie zahlreiche Familiaren, Ritter vom Heiligen Grab sowie Verbände, Vereine, Studentenverbindungen und Innungen. Den Reliquienschrein trugen Priesterseminaristen und Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Würzburg abwechselnd.
Für die musikalische Gestaltung des Gottesdiensts im Dom sorgten Domorganist Professor Stefan Schmidt, das Blechbläserensemble sowie Domchor und die Domsingknaben unter der Leitung von Domkapellmeister Christian Schmid und Domkantor Alexander Rüth sowie die Kantorenschola
mh (POW)
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