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„Gott ist Liebe“

Predigt von Diözesanadministrator Weihbischof Ulrich Boom beim Pontifikalamt Sonntag, 6. Mai 2018, im Würzburger Kiliansdom aus Anlass der Investiturfeier des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem

Liebe Schwestern und Brüder!

Wir stehen in der Osterzeit. 50 Tage vom hohen Osterfest bis zum Pfingstsonntag machen wir in unseren Herzen fest, was die Mitte unseres Glaubens ist: Der gekreuzigte Herr ist von den Toten auferstanden. Er lebt und wir dürfen mit ihm leben – auf ewig. Gott ist stärker als all das, was uns in unserem Leben erniedrigt und klein macht. Gott ist der, der erhöht und groß macht. Diese Botschaft soll alle Menschen erreichen. Darum am Ende der Osterzeit das Pfingstfest, der Aufbruch in die Welt.

Nicht von ungefähr lesen und hören wir in der Liturgie der Kirche in den 50  österlichen Tagen die Fortschreibung des Lukas-Evangeliums, die Apostelgeschichte. Sie erzählt, wie die Botschaft von der Auferstehung ihren Lauf nimmt. Vom Grab des Herrn in Jerusalem über die Zentren von Wirtschaft und Wissenschaft, das waren in der Antike Ephesus, Athen, Korinth, bis hin zum Zentrum der Macht, das war Rom.

Dass der Weg des Evangeliums nicht einfach, glatt, gerade ist, auch dies können wir in der Apostelgeschichte lesen. Es gibt Widerstände von innen und außen. Paulus muss vom hohen Ross seiner Erkenntnis von Gott herab stürzen, um zu erfahren, dass Jesus Christus in den Verfolgten gegenwärtig ist. Petrus kommt zu der Einsicht im heutigen Lesungstext: „Wahrhaftig, jetzt begreife ich, dass Gott nicht auf die Person sieht, sondern dass ihm in jedem Volk willkommen ist, wer ihn fürchtet und tut, was recht ist“ (Apg 10,34-35).

Das Kreuz und das leere Grab sind Zeichen für Gottes Liebe. Jesus Christus geht bis in den Tod, aber er bleibt nicht im Tod liegen, er nimmt uns mit in seine Auferstehung, in sein ewiges Leben. Wir glauben oft, auch in der Kirche, die Welt zu retten durch Einflussnahme und Geld, durch Rechthaberei und Macht. Gott zeigt uns in Jesus Christus einen anderen Weg, es ist der Weg einer Kultur der Liebe. Der Schreiber des Johannesbriefes sagt es so: „Darin besteht die Liebe: Nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn als Sühne für unsere Sünden gesandt hat“ (1 Joh 4,10) Wir sind von Gott geliebt trotz all unseres Versagens, trotz all unserer Schuld. „Gott ist Liebe“ (1 Joh 4,8) – Liebe pur. Dafür ist das Kreuz Zeichen.

Es sind wahrlich keine Kampfzeichen. Es ermutigt zum Dienst am Nächsten und zur Solidarität mit allen, die Hilfe brauchen. 1948, vor 70 Jahren, hat dies Julius Kardinal Döpfner in einer Predigt auf den Punkt gebracht. Es ist für unsere Ohren vielleicht etwas pathetisch, der Pathos der Nachkriegszeit. Aber es benennt, was Kardinal Döpfner zu seinem Wahlspruch macht: „Praedicamus crucifixum – Wir verkünden Christus als den Gekreuzigten: für Juden ein Ärgernis, für Heiden eine Torheit, für die Berufenen aber, Juden wie Griechen, Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit“ (1 Kor 1,23-24). An Aktualität hat die Predigt von Kardinal Döpfner nichts verloren: „Die Liebe des Gekreuzigten drängt uns auch zur helfenden Bruderliebe… Ohne den Geist echter Liebe sind alle Maßnahmen des Staates und der Kirche nutzlos. Ohne wahres Verstehen und selbstloses Helfen im Kleinen und Großen wird die Flüchtlingsfrage eine lebensgefährliche Wunde für alle, die von gewissenlosen Hetzern bewusst verschlimmert wird. Um des Gekreuzigten willen beschwöre ich Euch: Lasst den Herrn in den notleidenden Brüdern nicht vergeblich rufen. Sonst entfernt das Kreuz von allen Wänden, holt es von allen Türmen; denn es ruft das Gericht über ein Land, das sich christlich nennt..“

„Bleibt in meiner Liebe“ (Joh 15,9), rät, ermahnt, ermutigt der Herr in seiner Abschiedsrede die Seinen im Abendmahlsaal zu Jerusalem und hier im Abendmahlsaal zu Würzburg, uns, die wir seinen Namen tragen, das Kreuz vor uns hertragen und uns das Zeichen seiner Liebe umhängen. Der Herr nennt uns Freunde, Auserwählte und wir sind es, wenn wir tun, was er uns aufgetragen hat: Dienerinnen und Diener für unsere kleine und große Welt zu sein. Mit ihm verwandelt sich die Welt.

Mit unserem Vermögen, das wir im Kopf und in der Tasche haben, stoßen wir, wenn es gut geht, nur an Grenzen, oft aber stürzen wir in noch größeres Unheil. Das Kreuz wird zum Zeichen dafür, auf welcher Seite wir stehen. Gott setzt nicht auf Macht, er investiert all seine Liebe besonders bei denen, die seiner Hilfe und Nähe bedürfen.

Liebe Schwestern und Brüder vom Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem. Sie hatten gestern die Investitur von neuen Mitgliedern in ihre Gemeinschaft. Aus einer persönlichen Begegnung habe ich erfahren und erlebt, was eine Familie, die ein Mitglied in ihrer Gemeinschaft hatte, investiert hat in ihrem Engagement im Blick auf Studenten aus Palästina und auch weltweit. Dies geschah unaufgeregt und zurückhaltend. Investitur heißt ja „Einkleidung“, sozusagen das Gewand der Liebe und Barmherzigkeit Gottes anziehen. Das heißt wissen, was Gott bei mir investiert hat. Dieses Wissen will ermutigen zur Investition, zum Einsatz für Gott und seine Welt. Sie tragen im wahrsten Sinn das Zeichen seiner Liebe auf den Schultern, im Jerusalemkreuz auch noch ein Bild für die fünf Wunden des gekreuzigten und auferstandenen Herrn.

Welch ein Zuspruch, welch ein Anspruch. Ich wünsche Ihnen, dass Ihnen immer mehr gelingt, was Sie im Gebet erbitten: „Ermutige uns zu glaubwürdigem Zeugnis in Tat und Wahrheit; öffne unsere Augen, Ohren und Herzen für die Wunden und Nöte der Menschen unserer Tage“, damit alle Welt erfährt, dass sie von Gott geliebt ist und für alle Ostern wird. Amen.