Würzburg (POW) Die Frankenapostel waren Menschen, die Jesus in ihrem Herzen getragen haben. Daran hat Weihbischof Ulrich Boom bei einem Pontifikalamt zur Kiliani-Wallfahrt der Dekanate Karlstadt, Lohr, Ochsenfurt und Kitzingen erinnert. Rund 900 Menschen waren am Mittwoch, 12. Juli, in den Kiliansdom gekommen, um der drei Frankenapostel zu gedenken. Aus den Dekanaten Karlstadt und Lohr pilgerten rund 500 Menschen mit neun Bussen nach Würzburg. Johannes Weismantel, Leiter des Diözesanbüros Main-Spessart, organisierte die Fahrt. „Es ist schön, dass sich so viele Menschen die Zeit genommen haben, bei der Wallfahrt mitzumachen“, sagte er. Jeweils ein Bus hielt für eine kurze Statio unter anderem bei den Kilianskirchen in Wohnrod und Thüngen. In Würzburg zogen die Wallfahrer anschließend singend und betend am Mainufer entlang über die Alte Mainbrücke in den Kiliansdom ein. Dass so viele Menschen in den Dom gepilgert seien, sei eine gute Botschaft, ein gutes Zeichen des Glaubens, sagte Weihbischof Boom zu Beginn des Gottesdienstes.
Die drei Frankenapostel Kilian, Kolonat und Totnan hätten den Glauben in ihrem Herzen getragen und die Frohe Botschaft in die Diözese gebracht, sagte Weihbischof Boom in seiner Predigt. Daran erinnere die Kiliani-Wallfahrtswoche. „Zugleich wird uns aber auch dies in Erinnerung gerufen, dass die Frankenapostel Menschen waren, die in der Spur Jesu gesucht haben.“ Doch ist Gott nicht größer als unser gewohntes Denken und geleistetes Schaffen? Und wie finden die Menschen den barmherzigen, gnädigen Gott? Diese Fragen seien nicht nur zentral für die Frankenapostel gewesen, sondern auch Grundfragen der Reformation, die sich in diesem Jahr zum 500. Mal jährt, sagte der Weihbischof. Sie sei für die Gestalt Europas und die Erneuerung der Kirchen von immenser Bedeutung. „Wo Gott, der uns in Jesus seine Nähe gezeigt hat, übersehen oder gar selbstherrlich vergessen wird, mögen wir vielleicht vielfältig aktiv sein, finden aber den nicht, der uns Kraft gibt und uns alles Leben schenkt.“
Auch in den Klöstern Irlands habe es im sechsten und siebten Jahrhundert große Reformbewegungen gegeben. „Das ‚In-die-Fremde-gehen, um Gott zu suchen und zu finden‘“, sagte der Weihbischof. Man habe zu jener Zeit gemerkt, dass Gott mehr sei als Gewohnheit. „Gott ruft uns und lädt uns ein, Gewohntes zu verlassen und sich ganz auf ihn einzulassen.“ Die drei Frankenapostel „ahnten, wer Jesus folgen will, muss ein Bürger des Himmels und ein Fremder der Erde sein“, sagte Weihbischof Boom. Dieses Wissen habe sie aufbrechen lassen, stets auf der Suche nach Gott.
Doch nicht alles, was damals geschehen sei, könnten die Menschen heute nachvollziehen. Auch Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn, dessen 400. Todestag sich dieses Jahr jährt, sei deswegen umstritten. „Er war ein Kind dieser Zeit mit all den Schatten, die auf dem Land lagen“, sagte der Weihbischof. Bemerkenswert sei jedoch, dass er in einem Vorwort eines Gebetbuchs des Klerus folgendes Bibelzitat aufgeschrieben habe: „Wir wissen nicht, was wir tun sollen. Nur auf dich sind unsere Augen gerichtet.“ In so einer verwirrenden Zeit keinen Durchblick mehr haben – wie ähnlich sei das den Menschen heute, fragte der Weihbischof. Im Durcheinander des Lebens – „in Kirche und Welt, in Öffentlichem und Privatem“ – sei den Christen auch heute tief im Herzen bewusst, dass Gott nahe sei und er niemanden verlasse, sagte Weihbischof Boom. „Wir sind und bleiben Kinder unserer Zeit, mit Grenzen und Schwächen. Wir sind Fremde auf der Erde. Wir können nicht alles. Aber wir sind Bürger des Himmels. Gott gibt uns, was wir brauchen.“
Im Anschluss an den Gottesdienst konnten sich die Wallfahrer noch einzeln den Pilgersegen geben lassen. Danach gab es auf dem Kiliansplatz Zeit für Begegnung und Gespräch. Wilfriede Benisch war aus Lohr am Main angereist. „Der Gottesdienst war sehr schön. Wir waren im vergangenen Jahr auch schon dabei.“ Erika Mann aus Lohr am Main zeigte sich ebenfalls begeistert von der Wallfahrt: „Das Schönste ist, wenn man zu Fuß Richtung Kiliansdom läuft, den Dom sieht und die Glocken läuten. Das ist einfach ergreifend.“ Aus Karlstadt war das Ehepaar Georg und Iltrud Gerhard angereist: „Jedes Jahr kommen wir hierher. Es ist für uns ein Impuls im Glauben.“
bw (POW)
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