Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Dokumentation

„Gottes Liebe ist nicht nur ein Wort, sie ist Tat“

Predigt von Weihbischof Ulrich Boom beim Pontifikalamt zum Weltfriedenstag im Würzburger Kiliansdom am Donnerstag, 27. Januar 2022

Gerechtigkeit und Frieden, Freiheit und Einheit sind Werte, die für unsere Gesellschaft und in ihr der Kirche wichtig sind. Ja, diese Werte sind so etwas wie die Grundsäulen unseres gesellschaftlichen Lebens. Für diese Werte steht auch die Bundeswehr mit ihrem Dienst und ihren Einsätzen im Inland und Ausland. Es gibt keinen Frieden ohne Gerechtigkeit, keinen Frieden ohne Freiheit, keinen Frieden ohne Einheit. Wir können das nun jeweils durchbuchstabieren. Wir werden merken, dass sich diese Werte einander bedingen.

Für die Lesungen in dieser gottesdienstlichen Feier hätten wir passende Texte in der Heiligen Schrift finden können, es gibt sie vielfältig. Wir haben aber in der Lesung und im Evangelium die Schrifttexte gehört, die in der Liturgie der Kirche heute überall auf der Welt gelesen werden. Sie sind Orientierungshilfen für unseren Einsatz in Kirche und Welt im Blick auf die oben angeführten Werte.

So im Evangelium, wenn Jesus den Seinen und uns rät: „Nach dem Maß, mit dem ihr messt und zuteilt, wird auch euch zugeteilt werden“ (Mk 4,24). Was uns wichtig ist, wofür wir stehen, das haben wir auch zu leben.

Bisweilen machen wir die Erfahrung, auch Sie bei der Bundeswehr, dass wir leben und vermitteln, was uns wichtig ist im Blick auf Gerechtigkeit, Frieden, Freiheit und Einheit, es aber nicht fruchtet, selbst da wo wir Leib und Leben einsetzen. Unter Aufsicht geht es zwar, aber dann, wenn die militärischen Kräfte abgezogen werden, fällt man in alte Verhältnisse zurück. Für mich hat das der Abzug aus Afghanistan gezeigt. Das ist schmerzlich, wenn ich auch glaube, dass all das, was wir wo auch immer an Gutem säen, letztendlich aufgeht und Früchte trägt. Kein Einsatz für die Förderung des Guten geht verloren. Das gilt im Großen und Kleinen, im öffentlichen wie im privaten Leben. Da ist es notwendig, dass wir uns da einander stützen und tragen, wenn uns die Erfahrung von Vergeblichkeit den Boden unter den Füßen wegreißt.

In der heutigen Lesung haben wir von König David gehört. Wir lesen im Augenblick den Teil der Bibel, der über Davids Aufstieg und Fall berichtet. Er war nicht nur ein mächtiger Herrscher, sondern auch ein erbärmlicher Mensch mit all den Schatten, die ein Menschenleben haben kann. Bei allem wie und wer er war, war David ein Mensch mit einem großen Gottvertrauen. Das zeigt sich in seinem Kampf mit dem Riesen Goliath. Nicht die fünf Kieselsteine brachten dem kleinen David den Sieg über den Riesen Goliath, sondern sein Vertrauen in die Macht dessen, den er und wir Gott nennen. Gottvertrauen, ja jedes Vertrauen vertreibt die Übermacht der Angst.

Den Segen, den David von Gott erbittet (2 Sam 7,29), ist die Zusage alles erdenklich Guten für sich und sein Volk. „Segnen“ heißt im Lateinischen „benedicere“, das meint „Gutes sagen“. Im Blick auf die oben angeführten Werte heißt das, dass Gott für Gerechtigkeit und Frieden, Freiheit und Einheit steht. Wenn nun David um den Segen Gottes bittet, darum, dass er Gutes sagt über den König und sein Volk, dann bittet er um die Güter von Gerechtigkeit und Frieden, Freiheit und Einheit. Diese Güter waren damals und sind heute nicht einfach da, sie müssen oft verteidigt, ja auch erkämpft werden.

So manch eine oder einer in der Gesellschaft oder auch unter Ihnen, findet vielleicht den Aufruf beim großen Zapfenstreich seltsam. „Helm ab zum Gebet“.

Viele haben diese Zeremonie gesehen bei der Verabschiedung von der Bundeskanzlerin Angela Merkel durch das Militär. Gefreut haben mich ihre Musikwünsche, die über ihr Leben und Denken Auskunft geben. „Du hast den Farbfilm vergessen“ von Nina Hagen, „Bei mir soll‘s rote Rosen regnen“ von Hildegard Knef und „Großer Gott, wir loben dich“, der altbekannte Kirchengesang. Überrascht war ich von dem Kommentar eines Berichterstatters zu dem Gebetsaufruf während des Zapfenstreiches. Kann man in einer multireligiösen und multikulturellen Gesellschaft, und das Militär ist ein Teil von ihr, überhaupt einen solchen Appell geben: „Helm ab zum Gebet“?

Er meinte „Ja“. Seiner Begründung kann ich doppelt und dreifach zustimmen. Zum Gebet spielt das Heeresmusikkorps: „Ich bete an die Macht der Liebe“. Die erste Zeile des Textes ist Ausdruck davon, welche Macht über uns ist oder wir bisweilen erhoffen. Wenn in den nächsten Zeilen Jesus zur Sprache kommt, dann heißt dies für Christinnen und Christen, dass diese liebende Macht, die wir Gott nennen, in Jesus von Nazareth Hand und Fuß bekommen hat. Gottes Liebe ist nicht nur ein Wort, sie ist Tat.

Wo die „Macht der Liebe“ nicht vorherrscht, führt ein Zusammenleben in die Ungerechtigkeit und in den Unfrieden, in Unfreiheit und Zwietracht. Mehr denn je gilt es, die „Macht der Liebe“ hochzuhalten, damit unsere kleine und große Welt, national und international nicht zerfällt oder im Chaos endet.

Sie stehen als Soldatinnen und Soldaten in unserem Land dafür, dass Gerechtigkeit und Frieden, Freiheit und Einheit ganz nah und weltweit so gut wie möglich gesichert werden. Ihnen ein herzliches Danke für diesen Dienst. Wenn die „Macht der Liebe“ stärker ist als der Tod, dann wird auch aus unserem scheinbar vergeblichen Tun und unserem momentanen Scheitern letztendlich Gutes entstehen. Das ist uns im Glauben an einen Gott, der Liebe ist und uns seine Liebe in Jesus Christus gezeigt hat, verheißen. Amen.