Würzburg (POW) Bundesweit ist am Freitag, 18. Juli, die kirchliche Statistik für das Jahr 2013 veröffentlicht worden. Die Diözese Würzburg gibt dabei erstmals auch die Zahlen von Taufen, Erstkommunionen, Firmungen, Trauungen, Bestattungen, Ein- und Austritten sowie Wiederaufnahmen in den 20 Dekanaten im Internet bekannt. Im folgenden Interview blickt Bischof Dr. Friedhelm Hofmann auf die Zahlen, äußert sich zur großen Zahl von Austritten und nennt Chancen für die Kirche – auch in Zeiten einer abnehmenden Zahl von Kirchenmitgliedern.
POW: Herr Bischof, welche Gedanken kommen Ihnen beim Blick auf die kirchliche Statistik 2013?
Bischof Dr. Friedhelm Hofmann: Die Kirche befindet sich aktuell in einem großen Veränderungsprozess. Das wird beim Blick auf die kirchliche Statistik 2013 deutlich. Das persönliche Glaubenszeugnis und das Bekenntnis zur Kirche werden mehr und mehr an Bedeutung zunehmen. Deshalb bin ich in einer Zeit, in der der Kirche der gesellschaftliche Gegenwind kräftig ins Gesicht bläst, für die vielen Menschen dankbar, die der Kirche die Treue halten. Bei allem Rückgang: Wenn über 6000 Kinder im Bistum zur Erstkommunion gehen, ähnlich viele Jugendliche gefirmt werden, sich fast 1700 Paare kirchlich trauen lassen und nahezu 100.000 Menschen am Sonntag den Gottesdienst mitfeiern, so ist das eine große Freude und ein beeindruckendes Zeichen für den christlichen Glauben. Sehr dankbar bin ich außerdem für die vielen Dienste unserer Seelsorger bei der Begleitung der Verstorbenen auf ihrem letzten Weg.
POW: Die Zahl der Austritte liegt nach 2010 erneut sehr hoch. Im Bistum Würzburg sind es 5163 Menschen, die die katholische Kirche verlassen haben. Erschreckend für Sie?
Bischof Hofmann: Ich will nichts schönreden. Das Bistum Würzburg muss 2013 erneut eine sehr große Zahl von Austritten verkraften. Jede und jeder getaufte Katholik, der seiner Kirche den Rücken kehrt, ist ein Verlust für unsere Glaubensgemeinschaft, den ich sehr bedauere. Viele Entscheidungen im Jahr 2013 wurden aufgrund der Vorfälle in Limburg und der folgenden Debatte zu den Finanzen der Kirche getroffen. Das zeigt der massive Anstieg der Austritte im vierten Quartal 2013. Das Bistum Würzburg hat auf diese Ereignisse mit einer Offenlegung des Vermögens und des Haushalts des Bischöflichen Stuhls reagiert. Transparenz ist wichtig, um verlorengegangenes Vertrauen zurückzugewinnen. Ich darf an dieser Stelle aber auch sagen: Nur eine Kirche mit Vermögen kann dieses auch für Notleidende, Schwache und Arme in unserer Gesellschaft und weltweit einsetzen. Das ist unser Auftrag und darauf legen wir bei der Vergabe von Finanzmitteln größten Wert.
Die Zahlen spiegeln aber auch die Veränderungen in der Seelsorgestruktur des Bistums wider. Angesichts des Priestermangels werden weniger heilige Messen am Sonntag gefeiert und insgesamt auch weniger Gottesdienste angeboten. Da immer weniger Kinder geboren werden – und damit die demographische Entwicklung rückläufig ist – und weil die Kirchenbindung vieler Katholiken abnimmt, ist auch die Zahl der Gottesdienstbesucher rückläufig.
POW: Welchen Auftrag entnehmen Sie der Statistik?
Bischof Hofmann: Die Zahlen nehmen uns in die Pflicht. Wenn wir eine Kirche sind, die für und mit den Menschen leben will und lebt, werden wir eine Kirche der Zukunft sein. Wenn wir als Kirche auf der Seite der Menschen am Rande unserer Gesellschaft stehen und Lobbyisten für das Leben sind, werden wir eine Kirche der Hoffnung sein. Wir haben als Kirche eine ganz große Chance in den kommenden Jahren, wenn wir glaubwürdig die Botschaft Jesu verkünden und leben. Das ist unsere Chance in einer sich massiv verändernden Gesellschaft und Welt. Die christliche Botschaft ist einmalig und immer aktuell. Papst Franziskus ermutigt uns, wenn er schreibt: „Brechen wir auf, gehen wir hinaus, um allen Menschen das Leben Jesu Christi anzubieten! “
Interview: bs (POW)
(3014/0721; E-Mail voraus)
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