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Harmonie als Begriff für die Schöpfung

Predigt von Bischof em. Paul-Werner Scheele am Sonntag, 18. Mai, im Würzburger Kiliansdom beim Gottesdienst zum 200. Todestag von Georg Joseph Vogler

Alles, was atmet, lobe den Herrn

„Alles, was atmet, lobe den Herrn“ (Ps 150,6). Dieser Appell steht als Motto unserer Diözese über dem Jahr 2014. „Alles, was atmet, lobe den Herrn“: Das wirft Licht auf alles gute Musizieren und damit auf das Wirken von Georg Joseph Vogler, der in der Pleich geboren und vor 200 Jahren heimgerufen wurde. „Alles, was atmet, lobe den Herrn“: Diese Worte bilden den krönenden Abschluss des gesamten Psalters. Ihnen gehen zehn Aufrufe zum Lobpreis voraus. Sie lassen an die zehn Schöpferworte am Anfang der Heiligen Schrift denken sowie an die zehn Gebote. Umso bedeutsamer ist es, dass mehr als die Hälfte der Verse die Musik betrifft. Blasinstrumente, Flöten- und Saitenspiel werden beschworen und dazu der Tanz. Das Musizieren gehört zu den wichtigsten Aktionen, zu denen der Mensch berufen ist. Die Musik zählt zu den Höhepunkten des Lebens auf Erden und zu dessen Vollendung in der Ewigkeit. Der Musik hat Georg Joseph Vogler sein Leben gewidmet. Er hat es so getan, dass er uns auch heute noch Wesentliches vermitteln kann.

Abbé Vogler

Der Musiker

Für Vogler ist klar: Die Musik ist da, um den Schöpfer zu loben. Inbegriff des göttlichen Wirkens ist für ihn das Wort Harmonie. „Harmonie war sein Losungswort; er suchte sie am Himmel, auf der Erde und in der Menschenbrust“. Harmonie ist für Vogler „der erhabenste Begriff für die ganze Schöpfung; das wunderbare Weltall … Jeder Satellit wirkt in seinem einzelnen Standorte und wirkt zum Ganzen.“ In unserem All hat die Musik die Aufgabe, „das Herz zu rühren und zu Gott zu erheben“.

In diesem Sinn hat sich Vogler in verschiedenen Ländern eingesetzt. Als Meister des Klavierspiels konnte er es wagen, öffentlich im musikalischen Wettstreit mit Mozart und mit Beethoven aufzutreten. Seine besondere Liebe galt der Orgel. Zu seinen Kompositionen gehören mehrere Opern und eine Operette, Ballettmusik, Sinfonien, Kammermusik aller Art, und vor allem zahlreiche Werke der Kirchenmusik. Außerdem veröffentlichte er mehrere Schriften über die Musik. Sie kennzeichnen einen weiteren Schwerpunkt seines Wirkens: seine Lehrtätigkeit.

Der Lehrer

Wo immer Vogler tätig war, immer wieder ist er als Lehrer aufgetreten. Am kurfürstlichen Hof in Mannheim sollte er offiziell als „Tonlehrer“ eine „Tonschule“ gründen. Sie wurde zum Vorbild von Konservatorien und Musikschulen. Zu seinen Meisterschülern gehörten Carl Maria von Weber und Giacomo Meyerbeer. Mit ihnen war er auf ganz persönliche Weise verbunden. So wohnte Weber eine zeitlang bei ihm. Seine Schüler nannten Vogler liebevoll „Papa“. Carl Maria von Weber schreibt über seinen Lehrer: „Er war der Mann dazu, junge Gemüter kraft … seiner geistlichen Disziplin aufs höchste zu beeinflussen und den Werdenden als ein Prophet zu erscheinen, an dessen Schritt sie sich zu heften hätten.“ In diesen Dankesworten klingt an, was weithin übersehen wurde und von vielen missverstanden worden ist:

Der Priester

Der wichtigste Biograph Voglers hält es fest: „Vogler war katholischer Priester von Anfang bis zum Ende mit ganzer Seele.“ Mit 24 Jahren empfängt er die Priesterweihe. Nach seiner Rückkehr aus Italien wird er Hofkaplan am kurpfälzischen Mannheimer Hof mit dem Titel „Geistlicher Rat“. Dass er priesterliche Kleidung trägt, fordert damals Mut. Aufklärerisches Denken und konfessionelle Zerstrittenheit haben kein Verständnis dafür. Für sie wirkt er als Aussteiger. Auch sein Breviergebet erregt wiederholt Anstoß. Was es ihm bedeutet zeigt die Vertonung der Hymne: „Regnum mundi“ aus dem Stundenbuch. In diesem liturgischen Gesang bekennt sich der Komponist auf dem dunklen Hintergrund des Reiches dieser Welt zu Jesus Christus, „den ich sah, den ich liebte, an den ich glaubte, den ich anbetete“.

Bewusst nimmt Vogler seine priesterliche Verantwortung wahr. Er predigt außer in seiner Muttersprache französisch, italienisch und spanisch. In zwölf Sprachen spendet er das Bußsakrament. Besonders in den Ländern, in denen nur wenige Katholiken leben, versucht er ihnen beizustehen. Unter den Nichtchristen in Afrika und in der Türkei wie in evangelischen Ländern wirkt er apostolisch. Kurz vor Beginn seiner Tätigkeit in Schweden war dort jegliche Mitgliedschaft in der katholischen Kirche vom Staat verboten. Was Vogler dort neben seinem musikalischen Schaffen tut, berichtet er mit den Worten: Ich suchte „in allen Städten die Katholiken auf, und wurde, wenn ich es sagen darf, Missionarius in Norwegen, hielt Gottesdienste an Orten, wo vielleicht ein Anderer … unübersteigliche Schwierigkeiten gefunden hätte … Ich kam an mehrere Stellen, wo man seit 25 Jahren keinen katholischen Priester gesehen hatte.“

Unsere Berufung

Vergegenwärtigt man sich, was Vogler als Musiker, als Lehrer und als Priester getan hat, dann kann man dankbar sagen: Auf seine Weise hat er zu tun versucht, was zu unser aller Berufung gehört. Die heutige Epistel hat uns auf diese hingewiesen. Der Apostel legt seinen Mitchristen und damit auch uns ans Herz: Ihr seid „eine königliche Priesterschaft …, ein Volk, das sein besonderes Eigentum wurde, damit ihr die großen Taten dessen verkündet, der euch in sein wunderbares Licht gerufen hat“ (1 Petr 2,9). Diese Worte sind uns allen zugedacht; sie gelten jedem Christgläubigen. Was Abbé Vogler unter teilweise schwierigen Bedingungen versucht hat, kann uns helfen, in unserer Situation mit unseren Möglichkeiten zu erkennen, wozu wir berufen sind und kann uns ermutigen, nach Kräften danach zu leben. Amen.