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„Ich bin die Auferstehung und das Leben“

Predigt von Diözesanadministrator Weihbischof Ulrich Boom in der Osternacht, 31. März 2018, im Würzburger Kiliansdom

Liebe Schwestern und Brüder!

Wer zum ersten Mal nach Jerusalem kommt und zur Grabeskirche geht, ist vielleicht zuerst enttäuscht. Er wird womöglich eine große Kirche, ein mächtiges Gebäude erwarten. Schließlich wird ein Ort verehrt, der aufs Engste mit der zentralen christlichen Botschaft von Kreuz und Auferstehung verbunden ist. Es wird etwas Herausragendes, auf einem weiten Platz von allen Seiten einsehbar, erwartet. Für mich galt das auf jeden Fall: etwas Riesiges, Feierliches. Doch es ist ganz anders.

Im Gewirr der Straßen und Gassen muss man die Grabeskirche suchen. Die Straßen sind eng, Geschäfte und Händler überall. Die Gassen gleichen sich im ersten Augenblick alle und dann noch fremde Namen. Man tut sich leichter, wenn man den Markierungen der „Via Dolorosa“ folgt, dem „Weg der Schmerzen“ nachgeht. Wenn man die Auferstehung sucht, dann gilt es erst einmal, den Spuren des Leids nachzugehen. Zum Schluss stehe ich dann auf einem verhältnismäßig kleinen Platz, unter vielen Eingängen führt einer in die Grabeskirche: eingeengt von Häusern, Wohnungen auf den Dächern, ein gekappter oder nicht fertig gewordener Glockenturm. Nichts ist von Größe, von Macht und überragender Feierlichkeit auszumachen. Zunehmend gefiel und gefällt mir das Bild von der Grabeskirche, dieses Bild von Kirche, die unter- und eintaucht im Häusermeer, die von vielen Wohnungen, von allen Seiten vom Alltag umgeben ist. Aus der Distanz, von Weitem, vom Ölberg aus, kann man sie erkennen.

Mitten im Alltag, kaum einsehbar, ohne große Töne Auferstehung erfahren. Wie singen wir es? „Manchmal feiern wir mitten am Tag ein Fest der Auferstehung“ (GL 472). Erst im Nachhinein gehen uns die Augen auf, merken wir, dass wir die Krise überstanden haben, dass der tiefste Punkt überwunden ist, dass Besserung eingetreten ist, dass die Hoffnungslosigkeit sich als nicht endgültig erwiesen hat.

Dies ist auch die Erfahrung der Frauen am Grab. Der Engel, der junge Mann im Grab spricht aus, was die Frauen denken und fühlen: „Erschreckt nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden; er ist nicht hier“ (Mk 16,6). – Ihr seid ohne Hoffnung, ihr seid dem Tod näher als dem Leben. Hier findet ihr nichts Totes, nichts Hoffnungsloses. Hier nicht. Seht es, dann geht und sagt es weiter.

Es gilt, die Spuren von Auferstehung in unserem Leben, in unserem Alltag zu entdecken. Sie stärken uns in der Hoffnung. Es gilt zu entdecken, dass ich bei aller Dunkelheit auf meinem Lebensweg immer wieder weiter gehen konnte. Es gilt zu entdecken, dass ich bei allem Scheitern in meinem Leben immer wieder aufstehen konnte. Mitten im Alltag, kaum einsehbar, ohne große Töne, entdecken wir Spuren der Auferstehung in unserem Leben, Spuren, die hinführen zu dem, der nicht sagt: Ich werde die Auferstehung sein, irgendwann einmal später. Nein, „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer mir nachfolgt, wird nicht im Dunkeln gehen“ (vgl. Joh). Der Tod ist nicht die letzte Erfahrung. Denn das letzte Wort, das Gott spricht, ist wie das erste Wort nicht der Tod, sondern Leben.

In der Feier der Osternacht wird uns die Verheißung hier noch einmal in den Lesungen in Erinnerung gerufen: Gott lässt in der Schöpfung Leben entstehen. Gott lädt ein, ihm grenzenlos zu vertrauen wie Abraham es tut. Gott führt aus dem Land der Knechtschaft in die Freiheit. „Der Tod hat keine Macht“ (Röm 6,9). Was für Jesus, dem Christus gilt, gilt auch denen, die ihm nachfolgen.

Was den Frauen gesagt wird und sie den Jüngern, vor allem Petrus, weitersagen sollen, gilt auch für uns: „Er geht euch voraus nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen“ (Mk 16,7). In unserem Alltag, im Gewirr unserer Lebenswege und in der Geschäftigkeit unserer Zeit, im Getriebe des Weltgeschehens im Kleinen und im Großen ist der gekreuzigte und auferstandene Herr da und geht die alltäglichen Wege unseres Lebens mit. Amen.