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„Regentschaft mit Humor“

Ökumenischer Gottesdienst mit Karnevalisten im Neumünster – Domkapitular Bieber reimt Predigt – Humor und ernste Botschaft

Würzburg (POW) Trompetenklänge erfüllen am Mittwochabend, 17. Januar, die hohen Decken des Würzburger Neumünsters. Dann setzen Trommelschläge ein. In Uniform und mit Fahne marschiert der Spielmannszug der Ranzengarde den Mittelgang der Kirche entlang. Dahinter folgen die Prinzengarde und der Hofstaat in ihren blauen Uniformen, der Elferrat in Orange, zum ersten Mal die Fahnen- und Standartenträger aller eingeladenen Gesellschaften und zuletzt die Prinzenpaare, Symbolfiguren und Domkapitular Monsignore Clemens Bieber. Ein buntes Treiben zwischen den Bänken und um den Altar, das pünktlich um 19.11 Uhr beginnt. Christian Englert, Gottesdienst-Verantwortlicher des Elferrats in diesem Jahr, sagt: „Wir fangen nie zu geraden Uhrzeiten an. Da ist immer irgendeine Schnapszahl drin.“

Zum 26. Mal hat die 1. Karnevalsgesellschaft Elferrat Würzburg Faschingsvereine aus dem Raum Würzburg zum „Gottesdienst der besonderen Art“ in das Neumünster eingeladen. Passend zum Anlass reimt auch Bieber seine Predigt. „Früher, wer erinnert sich, begann die Predigt feierlich!“, sagt er und bezieht sich auf strenge, stille Gottesdienste und die Angst vor dem Fegefeuer. Selbstironisch fügt er an: „Jedoch: Ich schaue rings umher – keiner von Euch zittert mehr! Alle finden frohgemut, gar fröhlich unterm Narrenhut meine Predigt cool entspannt, am Ende gar noch amüsant!“

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Ernste Töne dürfen trotz Reimen auch nicht fehlen. Bieber prangert „Konflikte, Kriege und Nöte“ an. Innenpolitisch wirft er einen Blick auf die radikalen Kräfte, bemängelt „Fremdenfeindlichkeit und Verschwörungswahn“. „Die Politik kommt aus der Spur, Verlust der Diskussionskultur, die Debatte wird zum Streit, es mangelt an Gelassenheit“, reimt Bieber und rät: „Dabei gäb es guten Rat (...) andere Meinungen versteh’n, aufeinander zugeh’n, auf Wegen miteinander schreiten, nicht nach links und rechts zu streiten (...) beim Aufsteh’n sich auf Gott besinnen, fröhlich jeden Tag beginnen.“

An die bunte Gottesdienstgemeinde gewandt schließt Bieber: „Ja die Regentschaft mit Humor wär‘ Vorbild für den Erdplaneten“ und „Ihr, die Narren seid die wahren, guten, weisen Herrn der Zeit durch Humor und Fröhlichkeit!“ Mit einem fröhlichen „Helau und Amen“ endet die Predigt und der Spielmannszug setzt gemeinsam mit der Orgel zu „Amazing Grace“ an.

Musikalisch gestalten den Gottesdienst zum ersten Mal gemeinsam Organist Sven Geiger und der Spielmannszug des Elferrats Würzburg, der sich vor der Orgel positioniert hat. Unter anderem zu Liedern aus „Sister Act“ klatscht die gesamte Kirche mit. „War schön“, hört man einen jungen Narren nach dem Gottesdienst sagen, der sich über die vielen musikalischen Einlagen der Messe freut. Auch die Rückmeldungen der weiteren Karnevalisten und Besucher seien „alle sehr positiv“, erzählt Englert. „Ein voller Erfolg“, sagt der Veranstalter, dem nur das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Glatteiswarnungen hatten zu kurzfristigen Absagen angemeldeter Karnevalsgesellschaften geführt und verhindern nun auch den Auszug aus der Kirche. Die Stufen seien zu glatt. Das hält die Karnevalisten jedoch nicht davon ab, in der Kirche noch einmal musikalisch den Mittelgang entlang zu marschieren und im Anschluss gemütlich im Bürgerspital zusammenzusitzen.

Stichwort: Ökumenischer Gottesdienst mit Karnevalisten

Der erste Gottesdienst dieser Art in Bayern fand 1995 in Würzburg statt. Der Feier standen unter anderem der kürzlich verstorbene ehemalige Generalvikar Heribert Brander, aber auch Weihbischof em. Helmut Bauer, Domdekan em. Prälat Günter Putz, Pfarrer Thomas Eschenbacher aus Hammelburg und Pfarrer im Ruhestand Monsignore Josef Treutlein vor. Seit 2020 hält Domkapitular Clemens Bieber die Predigt.

Die Einladung erfolgt jährlich durch die Elferräte, zu Beginn verantwortet durch Burkard Pfrenzinger, dann Otto Lutz und Bruno Orlowski. Seit diesem Jahr ist erstmals Christian Englert verantwortlich.

chd (POW)

(0424/0092; E-Mail voraus)

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