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Sieben letzte Worte, zwei Interpretationen

Neuer Domkantor Julian Beutmiller gibt sein Debüt im Kiliansdom mit Passionskonzert

Würzburg (POW) Am Palmsonntag, 24. März, hat im Würzburger Dom ein besonderes Passionskonzert stattgefunden: Der neue Domkantor Julian Beutmiller gab sein Debüt mit einem innovativen Programm rund um die „Sieben letzten Worte Jesu Christi“. Beutmiller begeisterte mit einer Gegenüberstellung von einer klassischen und einer modernen Vertonung der Jesus-Worte. Die Ausführenden waren Ramona Laxy (Sopran), Mareike Zorko, (Alt), Hans Jörg Mammel (Tenor), Marlo Honselmann (Bass), Junge Domkantorei, Würzburger Domchor und die Camerata Würzburg.

Die letzten Worte Jesu sind für den christlichen Glauben seit jeher von besonderer Bedeutung. Sie stehen für durchkreuzte Lebenspläne, Leid und Ohnmacht – Erfahrungen, die zutiefst menschlich sind. Auch die Zahl „Sieben“ hat im Christentum eine hohe Symbolkraft. Die „Sieben letzten Worte Jesu Christi“ sind daher ein Vermächtnis für die Menschheit, die unter anderem auch Eingang in zahlreiche Kompositionen finden. So auch in die berühmte Vertonung von Joseph Haydn aus dem Jahr 1787 und in eine moderne Version von Enjott Schneider aus dem Jahr 2013. Diese beiden Werke hat der neue Domkantor Beutmiller im Rahmen eines außergewöhnlichen Passionskonzerts im Würzburger Dom erstmals gegenübergestellt. Der Komponist Schneider saß beim Konzert im Publikum: „Es war so großartig, und Würzburg wird zu meinen schönsten musikalischen Erinnerungen gehören.“

Seit November 2023 ist Beutmiller neuer Domkantor am Kiliansdom in Würzburg und leitet die Chöre der Domsingknaben, der Frauenschola „vox anima“ und die Choralschola. Als Stellvertreter des Domkapellmeisters Alexander Rüth wirkt er außerdem im Domchor und in weiteren Chören der Dommusik mit. Im Rahmen seines Debütkonzerts entschied sich Beutmiller dazu, Haydns Werk im aktuellen Kontext einer von weltweiten Konflikten geprägten Zeit zu reflektieren. Dem großen Klassiker stellte er mit Schneider eine moderne Vertonung der letzten Worte Jesu gegenüber. Hierfür wurde abwechselnd aus Haydns und aus Schneiders Partitur gesungen.

Den etwa 130 Sängerinnen und Sängern der Jungen Domkantorei und des Domchors gelang es zusammen mit den weitestgehend im Quartett singenden Solisten und der Camerata Würzburg, die Zuhörer in zwei höchst unterschiedliche Klangwelten zur Passionsgeschichte zu entführen. Haydns Vertonung besteht aus einem Vorspiel, sieben etwa gleich langen und dennoch abwechslungsreichen Instrumentalsätzen und einem theatralischen „Terremoto“ zum Schluss. Eine frappierende Wirkung auf das Publikum hatte hier der plötzliche Stilwechsel nach dem letzten Satz: von Meditationsmusik hin zu einem „musikalischen Erdbeben“, das die Zuhörer mit den krassesten denkbaren Mitteln erschütterte. Schneiders Vertonung der letzten Worte Jesu schlug wiederum andere Töne an. „Der Haydn war total neu klingend und mein Stück hat durch die Verwurzelung in Tradition ebenfalls mehr Kraft bekommen. Mehr kann man von einem Konzert im Dom nicht erwarten“, sagte der Komponist.

Schneider, Träger des deutschen Film- und Fernsehpreises und langjähriger Professor der Hochschule für Musik und Theater München (HMTM), erreichte den Zuhörer mit seiner Interpretation wesentlich direkter und unmittelbarer. Dass er bereits zahlreiche Filmmusiken, Opern, Oratorien und Orgelsinfonien komponiert hat, zeigt sich auch in der tonalen Eigenheit seiner Interpretation der letzten Worte Christi. So findet beispielsweise das Nageln ans Kreuz durch hämmernd eingesetzte Perkussionsinstrumente musikalischen Eingang in seine Vertonung, die grundsätzlich auf einen herben und holzschnittartigen Gestus zurückgreift – angereichert durch archaische Elemente mittelalterlicher Klanglichkeit. Durch Mark und Bein gingen ferner eine wilde Sprechszene bei „Denn sie wissen nicht, was sie tun“, das menschlich-klagende und zugleich trostspendende Englischhorn sowie die vier Posaunen, die das Endgericht ankündigten.

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„Tatsächlich wurde Schneiders Interpretation vom Publikum mit mehr Begeisterung aufgenommen als Haydn“, sagte Beutmiller. Sieben Mal nach seiner Kreuzigung erhebt Jesus in den Evangelien seine Stimme: Das erste Mal bittet er um Vergebung für seine Peiniger, das letzte Mal empfiehlt er seinen Geist in die Hände seines Vaters. Im Hören zweier völlig unterschiedlicher Vertonungen dieser Jesus-Worte komme dem Publikum deren Botschaft besonders eindrucksvoll nahe. Der neue Domkantor schaffte es, im Rahmen seines Passionskonzerts die Tradition mit der Moderne zu verbinden. Dabei habe vor allem Schneiders moderne Interpretation der letzten Worte Jesu das Publikum nachhaltig in Staunen versetzt. Beutmiller sieht das Konzept der Gegenüberstellung zweier kontrastierender Werke als wiederkehrendes Motiv in seiner künstlerischen Arbeit. Und auch Schneider wünscht sich eine Fortsetzung des Kontakts zur Würzburger Dommusik.

Steffen Eric Kramer

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