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„Vertrauensvoll Ja zu Gott sagen“

Predigt von Weihbischof Ulrich Boom beim Pontifikalamt zum Tag der Orden und Weltmission am Mittwoch, 10. Juli 2013, im Würzburger Kiliansdom

Eine Geschichte aus meiner Kindheit ist mir bleibend in Erinnerung. Es war Mitte der 50er Jahre. Damals wurde einer meiner Onkel, Onkel Karl, er war bei den Weißen Vätern, in seinem Heimatort verabschiedet, bevor er nach Tansania, damals noch Tanganjika, ging. Es war in der Pfarrkirche Hagen-Boele. Die Kirche war gesteckt voll, es wurde gebetet und gesungen. Der Pastor überreichte meinem Onkel ein für mich damals riesiges schwarzes Kreuz, das er hinter sein Zingulum steckte. Abenteuerlich – es ging ins ferne Afrika. Für mindestens zehn Jahre werden wir ihn nicht wieder sehen. Und dann war da noch die Sache mit dem Gepäck für die lange Reise. Alles, was er für Afrika brauchte, war in einer Blechkiste, koffergroß, alles in dieser einen Kiste.

Mich hat das immer fasziniert. Ich habe oft und immer wieder davon erzählt. Das ging so weit, dass mir, als wieder ein Umzug anstand – von Miltenberg nach Würzburg –, von einem Miltenberger eine solche blecherne Umzugskiste geschenkt wurde. Alles, was du brauchst, ist in dieser einen Kiste. Ich habe es nie geschafft und werde es nicht schaffen, aber die Faszination ist geblieben. Ich denke mir oft: Ist es nicht das, was wir so alles mitschleppen an Vermögen und Gewohntem, an Bedenken und Vorbehalten, was uns hindert, mutig nach vorn zu schauen und zu gehen in dem Wissen, dass Gott schon da ist.

Wir beten in dem Psalm 27: „Der Herr ist mein Licht und mein Heil. Vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist die Kraft meines Lebens: Vor wem sollte mir bangen?“ (V 1). Diesem Psalm ist das Leitwort für das Jahr und die Kilianiwoche 2013 entnommen: „Dein Angesicht, Herr, will ich suchen“(V 8). Gott ist da und er kommt mir entgegen in den vielen, die mir helfen und denen ich Helfer bin. Wo ich Suchender bin und bleibe, finde ich Gott, den Menschen, und sogar mich selbst. Bevor wir Gott suchen, wo und wie auch immer, sucht er uns.

Wir kommen zusammen in der Kilianiwoche bei den Häuptern unserer Frankenapostel. Sie haben ihren Kopf hingehalten für die Sache Gottes. Sie wussten sich geliebt und angenommen. Sie wussten, dass sie Gott, der uns ins Jesus Christus sein Gesicht gezeigt hat, grenzenlos vertrauen konnten.

Wir leben in einer Zeit gewaltiger Umbrüche in Kirche und Gesellschaft. Wir spüren auch, dass wir durch unser Planen allein die Zukunft nicht in den Griff bekommen, wenn wir ehrlich sind. Planen ist wichtig, aber nicht entscheidend. Wir wissen nicht, wie alles wird. Die Welt, Kirche und Gesellschaft, braucht Menschen, die Vertrauen haben, wie die Frankenapostel. Sie wussten, dass Gott im Fremden und Ungewohnten zu finden ist. Für diesen Geist steht Ihr in besonderer Weise als Männer und Frauen in den Orden und geistlichen Gemeinschaften, um den Aufbruch ins Ungeahnte zu wagen. Das Ungeahnte ist auch immer das Ungewohnte. Je mehr wir als Gott-Suchende bleiben, umso eher werden wir Wege in die Zukunft finden, weil: Wo Gott ist, da auch Zukunft ist.

Mich fasziniert noch immer der Brief an das Volk Gottes von der Brüdergemeinschaft aus Taizé des Jahres 1974. Am Ende dieses Briefes schreibt Frère Roger so:

„Du hast mich unablässig gesucht. Warum habe ich von neuem gezögert und mir Zeit erbeten, um mich um meine Angelegenheiten zu kümmern? Warum habe ich zurückgeschaut, nachdem ich die Hand an den Pflug gelegt hatte? Ohne es recht zu wissen, bin ich untauglich geworden, dir nachzufolgen. Und doch, obwohl ich dich nicht gesehen habe, habe ich dich geliebt. Du hast mir wiederholt gesagt: ‚Lebe das wenige, was du vom Evangelium begriffen hast. Verkünde mein Leben unter den Menschen. Entzünde ein Feuer auf der Erde. Komm und folge mir nach …’ Und eines Tages habe ich begriffen: Du wolltest meinen unwiderruflichen Entschluss.“

Vielleicht ist es dann so mit der Kiste, die jeder auf seine eigene Art hat. Gott will uns wohl nicht als die Vollkommenen, er lädt uns täglich ein, Schritt für Schritt, mit dem Wenigen, was wir können, vertrauensvoll unser „Ja“ zu sagen.

Amen.