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Zeuge des stetigen Wandels der Kirche

Rundgang durch den Kiliansdom auf den Spuren seiner Geschichte anlässlich des 825. Jubiläums der Kirchenweihe – Dompropst Weihbischof Ulrich Boom und Alexandra Eck von der Dombesucherpastoral erläutern wichtige Details der Bischofskirche – Bischof Hofmann feiert am 27. Oktober Festgottesdienst

Würzburg (POW) Für Dompropst Weihbischof Ulrich Boom ist der Würzburger Dom weit mehr als nur die größte Kirche im Bistum Würzburg. „Dieser Bau symbolisiert mit seinen unterschiedlichen Stilen und den sichtbaren Brüchen die Kirchengeschichte.“ Zum 825. Jubiläum der Kirchenweihe führte er POW durch die Kathedrale und erläuterte bedeutende Elemente. Begleitet wurde er dabei von Alexandra Eck, Referentin für die Besucherpastoral am Würzburger Dom.

Aus Anlass des Jubiläums der Domkirchweihe feiert der Weihbischof am Donnerstag, 24. Oktober, dem eigentlichen Tag der Domkirchweihe, um 9 Uhr eine heilige Messe im Dom. Feierlich begangen wird das Jubiläum am Sonntag, 27. Oktober, um 10 Uhr mit einem Pontifikalamt mit Bischof Dr. Friedhelm Hofmann. Der Domchor unter Leitung von Domkapellmeister Christian Schmid gestaltet die Feier musikalisch. Domführungsdienst und Besucherinformation laden am Samstag, 26. Oktober, von 19 bis 22.30 Uhr zu einer Domnacht unter der Überschrift „UnterWEGs im Dom“ ein. Die Mitarbeiter der beiden Dienste gehen an verschiedenen Stationen mit den Besuchern auf Spurensuche und wollen so die Geschichte(n) des Domes erfahrbar machen. Außerdem öffnet die neue Einrichtung „Information am Dom“ am Freitag, 25. Oktober, erstmals ihre Tür für alle Besucher des Doms.

In der Krypta unter dem Altar des Doms ist das wohl älteste Kunstwerk des Gotteshauses zu sehen, ein Kreuz aus den Jahren um 1000, auf dem zentral ein Männerhaupt prangt. „Im Gekreuzigten zeigt uns Gott sein Angesicht, ist er für uns am besten zu erkennen“, erläutert Weihbischof Boom bei der Führung. Für ihn symbolisiert dieses Kreuz, das wie die Krypta selbst erst im Rahmen der Domrenovierung in den 1960er freigelegt wurde, „die vornehmste Aufgabe von Kirche und Menschen: Christus zur Welt und die Welt zu Christus zu bringen“. Domführerin Eck berichtet davon, dass Balthasar Neumann in der Mitte des 18. Jahrhunderts diesen Teil der Krypta zuschütten ließ, als er das Bodenniveau des Chor- und Altarraumes seinerzeit um rund drei Meter tiefer legte. Erst beim Einbau einer Fußbodenheizung im Rahmen der Wiederaufbauarbeiten des Domes nach dem Krieg wurde der lange verloren geglaubte Raum wieder entdeckt – und mit ihm das alte Kreuz. Auch die romanischen Steinsäulen konnten aus dem Schutt geborgen werden. Allerdings tragen diese heute nicht mehr die Lasten der darüber liegenden Baumasse: Eine Betondecke musste eingezogen werden, um die Statik des Raumes zu sichern.

Dabei kam unter anderem in einem für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen Seitengang auch ein Fresko aus dem 12. Jahrhundert zum Vorschein – genauer gesagt, das, was davon übrig blieb. „Ebenfalls zu Neumanns Zeit wurde ein neuer Zugang zur verbliebenen Krypta gebaut und dafür ein Gewölbe vor dem Gemälde eingezogen“, berichtet Eck. Nur noch die Füße Christi sind zu sehen. Für den Weihbischof ein schönes Symbol für den Glauben: „Wir sehen quasi nur noch die Fußabdrücke. Aber die Eindrücke, die Jesus hinterlassen hat, sind so stark, dass Menschen auch heute noch einen Zugang zu ihm finden – selbst wenn wir in der Kirche so manches Mal den Blick auf ihn verbauen.“

Zentrales Element der Krypta ist der Steinsarkophag mit den Überresten des heiligen Bruno, der den Kiliansdom in der Größe, wie er sich heute zeigt, zu bauen begonnen hatte. „Die Vollendung hat er leider nicht erlebt, er starb bei einem Unfall in Ungarn und wurde in der Krypta des Domes beigesetzt, die zu seinem Begräbnis fertiggestellt und eingeweiht wurde“, sagt Eck. Die auch noch heute imposante Größe des Gebäudes hat laut Weihbischof Boom eine theologische Begründung: Das Gebäude ist, wie viele historische Kirchen, so konzipiert, dass es ein Vielfaches der damaligen Stadtbevölkerung aufnehmen konnte. „So sollte die Größe des Himmels spürbar werden, aufgezeigt werden. Und auch die vielen unterschiedlichen Räume hier in der Krypta stehen dafür, dass jeder bei Gott seinen Platz findet – auch mit seinen Sünden, seinem Versagen, seinen Ängsten.“ Möglicherweise hätten auch weltliche Interessen mit hineingespielt. „Nicht umsonst wird in jedem Hochgebet für den Papst und uns Bischöfe gebetet: Große Macht bringt immer auch Versuchung mit sich.“

Im zweischiffigen nördlichen Raum der Krypta ist heute die Bischofsgrablege zu finden. Dort wurde zuletzt der 1979 verstorbene Bischof Dr. Josef Stangl beigesetzt. „Der Dom ist ein großer Friedhof: Grablege für die Bischöfe der Diözese, die hier den Glauben der Menschen geprägt haben. Das zeigen auch die nach dem Wiederaufbau des Domes in chronologischer Reihenfolge aufgestellten Grabsteine im Hauptschiff: Wie in einer Ahnengalerie sind uns diese Bischöfe und Fürstbischöfe zur Seite gestellt – uns, die wir heute in diesem Gotteshaus nach Gott fragen und ihn hier aufsuchen“, erklärt Domführerin Eck.

Im zentralen Raum des Doms angekommen, zeigt der Weihbischof auf den Stuck, der im Querhaus und über dem Chorraum zu sehen ist, aber auch auf die zeitgenössische Deckenmalerei im Langhaus oder die vielen zeitgenössischen Kunstwerke, die nicht zuletzt bei der Renovierung im vergangenen Jahr in den Dom kamen. „Der Dom ist kein Museum, sondern ein Ort des Suchens, Fragens und Findens“, sagt Weihbischof Boom. „Und viele finden hier auch!“

Zum Beispiel in der Sepultur des Doms, wo in der Mitte ein monumentales Bronzekruzifix von Ernst Singer steht. Geprägt wird der Raum zudem von den Farbfenstern, die Georg Meistermann schuf und die auch bei trübem Wetter strahlen. „Ich spreche immer vom Licht Gottes, das hier aufscheint. Und davon, dass wir die Welt ‚da draußen‘ benötigen, um ‚hier drinnen‘ Gott erkennen zu können“, erzählt der Weihbischof. In jeder Katechese gehe es um den Dreischritt Leben-Deuten-Feiern. „Eine Liturgie, die nicht eine Verbindung zum Leben schafft, ist eine leere Feier.“

Der Dom ist für Weihbischof Boom eine Wegkirche, nicht nur, weil am Hauptportal von Fritz König die Erschaffung der Welt dargestellt sei und sich von dort aus der Weg über den Alten Bund im Zeichen des Siebenarmigen Leuchters über die Taufe und das Eucharistische Opfer fortsetze bis hin zum wiederkommenden Christus in der Domapsis. „Wir gehen, aber vergehen nicht. Und Gott kommt uns in Gestalt des Lammes entgegen. Welch ein schönes Bild: Gott lässt sich für den Menschen verzehren.“ Diese frohe Botschaft sei nicht nur dem Chor der Heiligen und Helfer als Auftrag mitgegeben, der sich im Hochchor links und rechts des Lammes finde, sondern auch dem Bischof von Würzburg, dessen Kathedra sich darunter befinde, und allen Gläubigen, die sich im Dom versammeln.

Zum Schluss bleiben Weihbischof und Domführerin am Grabmal von Bischof Gottfried von Spitzenberg stehen, des Bischofs, der vor 825 Jahren den Hauptaltar des fertiggestellten Doms weihte. Das Denkmal ist stark zersplittert, weil die enorme Hitze der Bombennacht des 16. März 1945 es zerbersten ließ. So zeige der Dom auch hier seine Verwundungen und erzähle die Geschichten von Zerstörung und Wiederaufbau, aber auch von der Hoffnung der Menschen auf Gottes Größe und Nähe, sagt Eck. Weihbischof Boom ergänzt: „Kirche ist nie ‚heile Welt‘. Kirche ist immer im Werden.“ Dafür sei der Würzburger Dom eindrücklicher Zeuge.

Nicht nur die Kathedrale kann in diesem Jahr ein Jubiläum feiern: Seit 25 Jahren bietet der „Domführungsdienst“ am Würzburger Dom Kirchenführungen an, und seit zehn Jahren engagieren sich darüber hinaus ehrenamtliche Männer und Frauen in der so genannten „Besucherinfo am Dom“, um den Einzelbesuchern Rede und Antwort zu stehen.

An das Domjubiläum erinnert auch eine Medaille „825 Jahre Würzburger Dom“. Sie hat einen Durchmesser von 30 Millimetern und wird von der Firma Euromint aus Bochum in der höchsten Prägequalität „Polierte Platte“ gefertigt. Pro verkaufter Medaille geht ein Festbetrag an die Bischöfliche Stiftung „Miteinander für das Leben“. Erhältlich ist sie in Gold oder Silber in der Geschäftsstelle der Liga-Bank Würzburg sowie bei der Main-Post.

mh (POW)

(4313/1073; E-Mail voraus)

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